Es ist schon beinahe unheimlich, wie sehr Apps unseren Alltag beeinflussen! Manche tun das so selbstverständlich, dass wir es kaum noch bemerken. Andere sind so außergewöhnlich, dass sie den Alltag selbst dann beeinflussen, wenn man sie selbst gar nicht nutzt.
WhatsApp
Der Klassiker, möchte man sagen. Gab es überhaupt eine Zeit, ohne diesen Messenger? Auch wenn der ein oder andere es kaum glauben mag: WhatsApp ist, wie der Name schon sagt, eine App! Mit der man machen kann, whatever was immer gerade für die Kommunikation und den Datenaustausch mit jedem anderen Nutzer von WhatsApp wichtig ist. Mal eben schnell ein kurzer Text verschickt oder eine Sprachnachricht eingesprochen, wenns ein bisschen mehr sein darf. Aber auch Videos, Bilder und sonstige Dateien lassen sich bequem austauschen, an einzelne oder ganze Gruppen von Usern gleichzeitig. Für mich persönlich ist WhatsApp nicht mehr wegzudenken aus der alltäglichen Kommunikation. Es vergeht eigentlich kein Tag, an dem ich die App nicht nutze und alle Alternativen sind deutlich umständlicher. Schon allein, weil sie bei anderen Smartphone-Besitzern nicht so verbreitet sind.
Und für jeden, der die übermittelten Messages und Dateien nicht (nur) auf seinem Smartphone speichern möchte, gibt es ja auch die Web-Variante. Das geht sogar schneller und besser als Email.
Aber Achtung! Neben einer akuten Gefahr für das Datenvolumen (der Dateiaustausch findet weiterhin über das Mobilfunknetz statt) besteht natürlich auch das Risiko, das andere User sich via PC in den Account einloggen, wenn man nicht aufpasst.
Facebook (& Messenger)
Das vermutlich immer noch wichtigste soziale Netzwerk ist und bleibt Facebook. Die sogenannte Timeline und alles, was es durch den Algorithmus auf meine Startseite schafft, sind dabei jedoch eigentlich nur sehr unwesentliche Spielereien. Wesentlich wichtiger sind die Funktionen, durch die man mit ausgewählten Leuten ausgewählte Informationen teilen kann: Seiten, Listen, Gruppen, Chats. Über meine Facebook-Seite erreiche ich auch Menschen, die ich nicht persönlich kenne und mit denen ich auf Facebook nicht auf irgendeine andere Weise verlinkt bin. Über die App kann ich meine Seite aktualisieren, kommentieren, Fragen beantworten etc. auch wenn ich unterwegs bin. So müssen User nicht stundenlang auf Antworten warten und die Kommentarleiste auf meiner Seite läuft nicht Gefahr, sich in meiner Abwesenheit zu verselbständigen. Doch auch unter meinen „Freunden“ sind genug Leute, die nicht immer jede Information erhalten sollen. Nicht jeder, den ich irgendwann einmal getroffen habe, muss immer wissen, was ich mache, wie ich mich fühle und was ich womöglich mit anderen teile. Durch die Facebook-Listen kann ich jeden neu hinzugefügten Freund auch unterwegs ganz schnell kategorisieren und sichergehen, dass niemand etwas liest, von dem ich denke, dass er es nicht lesen muss. Schon klar, Seitenbetreiber mal ausgenommen. Aber dazu kann ich ja immer noch den AGB widersprechen!- Oder? TextHochladen von Dateien, Austausch von Infos und vor allem eine gute Möglichkeit zur Protokollierung bieten Gruppen. Auch darauf habe ich Zugriff via App und kann zum Beispiel gerade entstandene Fotos fast in Echtzeit mit allen teilen, die es betrifft – mit dem Vorteil, dass auch Leute, die untereinander und/oder mit mir nicht befreundet sind, hier alles mitbekommen, das wichtig sein könnte. Und dann gibt es da ja noch den Chat. Funktioniert so ähnlich bis fast genauso wie WhatsApp und mancher wird womöglich finden, dass er deshalb völlig überflüssig ist. Einen wesentlichen Unterschied gibt es natürlich dennoch: Für den Facebook-Chat, braucht niemand meine Handynummer. Es erfährt sie auch niemand, wogegen in einer WhatsApp-Gruppe grundsätzlich immer die Möglichkeit besteht, dass alle ihre Mitglieder meine Nummer erhalten. Der Nachteil ist, dass Facebook die Nachrichtenfunktion in einer eigenen App ausgegliedert hat und der Austausch, insbesondere von Links, die auf Facebook-Inhalte verweisen, mehr als umständlich ist. Oft genug öffnet sich zunächst mein Browser, in dem mir dann eine Facebookseite angezeigt wird, verbunden mit der Empfehlung, die App zu installieren. Obwohl sie natürlich längst installiert ist. Der Messenger ist als Chat-App für unterwegs also ganz schön, aber wenns wichtig wird, vertraue ich auf andere Apps. [Zu meiner Facebook-Seite]
Twitter
Ich persönlich kommuniziere mit meinen Followern und jedem, der sich sonst noch für meine Meinung und Beiträge interessiert, hauptsächlich über Twitter. Man erfährt etwas über den anderen, liest informative, lustige, neue Dinge – und das ganz ohne Telefonnummern oder sonstige Kontaktdaten austauschen zu müssen. Die Bezeichnung „Kurznachrichtendienst“ trifft zwar den Kern dessen, was Twitter kann, aber wird ihm doch nicht ganz gerecht. Twitter ist weitaus mehr als das. Überhaupt ist Twitter das bessere Facebook. Wenn man nur eine begrenzte Anzahl an Zeichen pro Tweet zur Verfügung hat, muss man eben mehr darüber nachdenken, was man schreibt – und wie man es schreibt. Da ist für viele User schon die Grenze. Nachdenken, bevor man etwas mitteilt? Muss das sein? Ja, das muss es. Zumindest, solange User beleidigt sind, wenn man ihnen nicht mehr folgt, auf Facebook nicht mehr mit ihnen befreundet sein möchte, oder ganz einfach nicht mehr mitbekommt, was sie so posten, weil es nunmal einfach viel zu umständlich ist, ellenlange Facebook-Posts mal eben schnell unterwegs zu lesen. Twitter folgt keinem Algorithmus, sondern ist vollständig, geht schneller und ist deshalb (z.B. bei Ereignissen) auch viel aktueller als andere Medien. Als ich beim Elfmeterschießen zwischen Deutschland und Italien in der Bahn saß, war der Twitter-Account des DFB-Teams schneller, als jeder Ticker und (sowieso) jeder Livestream. Ich wusste schon, wie es ausgeht, da lief in der Mediathek erst der vorletzte Schütze zum Schuss an… [zu meinem Twitter-Account]
Swarm
Wurde und wird immer noch oft belächelt und hat – streng genommen – für seine Nutzer auch keinen wirklichen Sinn. Man loggt sich überall dort ein, wo man sich aufhält, bekommt dafür Coins (für die man sich in der Realität wirklich überhaupt gar nichts kaufen kann!) vergleicht mit anderen Usern und kann das unter anderem auch über Twitter oder Facebook mitteilen. Das funktioniert mehr oder weniger gut, je nachdem, ob der bei Swarm angegebene Ort auch auf Facebook als dersebe Ort angelegt wurde. Regelmäßig muss ich Beiträge nachbearbeiten, weil sonst niemand wirklich versteht, wo ich denn nun gewesen bin.
Und trotzdem bin ich hier jeden Tag unterwegs, störe mich nicht daran, dass die Betreiber dadurch mein gesamtes Bewegungsprofil nachvollziehen können und freue mich, hierüber immer wieder Menschen zu finden, die sich an ähnlichen Orten aufhalten, wie ich – also auch womöglich ähnliche Interessen haben. Neben der Verknüpfung auf Swarm und in anderen sozialen Medien kommt dabei durchaus auch der ein oder andere spannende reale Kontakt zustande. Auch wenn es also keinen direkten offensichtlichen Nutzen gibt, ist es auch nicht so, dass ich nichts davon habe. Zu guter letzt macht Swarm einfach Spaß.
Eine Möglichkeit, das Profil anzusehen, gibt es übrigens nur, wenn man selbst bei Swarm angemeldet ist. Mein Nutzername ist aber gar nicht so schwer zu erraten 😉 [Zur Swarm-App]
Snapchat
In der Kategorie Spaß ist allerdings Snapchat der absolute Wahnsinn. Es ist die Social Media App schlechthin, was Entwicklungs- und Zukunftspotenzial betrifft. Gefühlt sind alle Snapchat-User jünger und haben wesentlich mehr Ahnung von Social Media als ich. Wenn man genauer hinsieht, entdeckt man aber auch gegenteiliges. Warum Snapchat absolut unverzichtbar ist, weiß jeder, der seine Funktionen und Möglichkeiten einmal verstanden hat. Snapchat zu verstehen, bedarf aber zum Teil auch der Mithilfe zum Einstieg und ein paar Anregungen. Doch letzten Endes ist es absolut idiotensicher und verständlich für jeden, der sich ein paar Sekunden seiner wertvollen Zeit dafür nimmt. Auch das macht es so wunderbar im Vergleich zu Facebook. Ein bisschen denken, muss man schon! Dass es dann generationenübergreifend spannend ist, zeigte auf der letzten Familienfeier wieder nicht zuletzt meine Tante, die beim Anzünden des Grills ähnliche Ideen hatte, wie ich und die Masse an benötigtem Grillgut mit Snapchat festhielt. Na gut, es war noch nicht ganz im Sinne des Erfinders das entstandene und mit Hilfe von mir und meinem Cousin bearbeitete Bild ausschließlich privat mit mir zu teilen, aber der Ansatz – und vor allem die Begeisterung – war da. Ähnlich wie Swarm gibt es Snapchat nur als App, aber das Hinzufügen geht etwas einfacher: [zu meinem Snapcode]
Instagram
Fast schon ein bisschen in Vergessenheit vor lauter Snapchat und Twitter gerät Instagram. Trotzdem gibt es Strategien und Inhalte, die sich nirgends anders besser verbreiten lassen als hier. Ganz privat teile ich einfach immer mal wieder Bilder von verschiedenen Momenten meines Lebens, wenn mir danach ist. Ich freue mich, wenn es Menschen gefällt, bin zum Teil erstaunt, welche darunter sind und finde auch hier durch ähnliche Bilder und ähnliche Themen immer wieder Menschen, die auch im realen Leben zu spannenden Begegnungen beitragen.
Vor allem für lange Projekte, zum Aufzeigen einer Entwicklung oder um Geschichten zu erzählen, die länger dauern als die 24 Stunden, die Inhalte beim normalen Gebrauch von Snapchat zur Verfügung stehen, ist Instagram super. Auch, weil es wie Snapchat für die Benutzung via App geschaffen ist, also auch ganz bequem und recht schnell jeder passende Moment festgehalten und geteilt werden kann. Und das sogar in verknüpften Profilen anderer Netzwerke. Von Facebook und Twitter über Swam bis hin zu Tumblr – je nachdem, welche Inhalte wo auftauchen sollen. [zu meinem Instagram-Account]
Aber Achtung! Man verliert eben doch irgendwann schnell den Überblick. Aber auch um das zu vermeiden, gibt es ja Apps.
Hootsuite
Statt ein Foto einzeln auf Instagram zu teilen und zu hoffen, dass entstehende Facebook-Posts und Tweets auch so aussehen, wie man sich das vorstellt, kann man auch alle diese Netzwerke zentral mit einer einzelnen App verwalten. Völlig egal, ob jemand einen Beitrag kommentiert, etwas retweet oder mein geteiltes Foto mag – ich bekomme sofort eine Benachrichtigung auf mein Smartphone. Und kann natürlich direkt über die App sofort darauf reagieren. Aber auch die Inhalte anderer User kann ich direkt über Hootsuite abrufen und bei Bedarf von einem Netzwerk ins andere kopieren, um es auch dort den Usern nicht vorzuenthalten. So kann ich die wichtigsten Funktionen der meisten Social Media Apps nutzen, ohne ständig zwischen ihnen hin und her wechseln zu müssen.
WordPress
Für das Teilen von Inhalten in den verschiedensten Netzwerken habe ich aber natürlich auch WordPress. Klar, die meisten Blogposts entstehen nicht mal eben zwischen Tür und Angel unterwegs am Smartphone, sondern in Ruhe (und teilweise mühevoller Arbeit) am Computer. Da ich aber, wie man Swam entnehmen kann, nunmal nicht den ganzen Tag am Schreibtisch sitze und nicht die größte Lust verspüre, mein Notebook überall mit hinnehmen zu müssen (abgesehen davon, dass ein Smartphone klare Vorteile hat, sowohl was Akkulaufzeit, als auch Internetverbindung angeht), nutze ich zum Freischalten von Kommentaren, für kleine Änderungen (z.B. von Fehlern, auf die ich immer wieder mal aufmerksam gemacht werde, Danke dafür an dieser Stelle) und auch zum (erneuten) Teilen von Beiträgen ganz einfach die App. Es ist zwar erstaunlich, kommt aber eben immer wieder vor, dass andere Blogger und Gestalter von Webinhalten das, was ich hier schreibe, ihrerseits mit ihren Followern teilen. Auch darüber informiert mich WordPress natürlich – und ich kann auch dann darauf reagieren, wenn ich mehrere Stunden nicht an einem Computer sitze.
Ja, das kommt vor – sogar, wenn ich zuhause bin. Selbst in den eigenen vier Wänden helfen mir immer mehr Apps dabei, alltägliche Kleinigkeiten zu erledigen – oder erleichtern. Sogar im Haushalt.
Chefkoch
Wie zur Hölle bereitet man Quinoa zu? Oder: Sogar Möchtegern-Nerds wie ich müssen hin und wieder etwas essen. Und weil ich nicht nur gerne koche, sondern auch gerne spontan ausprobiere, schaue ich oft mal eben schnell nach, was so da ist und überlege dann, was ich daraus kochen könnte. Grundsätzlich hilft dabei natürlich auch der Blick ins Kochbuch. Aber alle Kochbücher zu durchsuchen und zu hoffen, irgendwann ein Rezept zu finden, in dem die ausgesuchten Zutaten vorkommen, ist defintiv zu zeitaufwendig – auch wenn man noch so gern kocht!
In der Chefkoch-App gebe ich die gewünschten Zutaten ein, kann verschiedene Filter (z.B. „Hauptspeisen“ oder „vegetarisch“) auswählen und bekomme in den meisten Fällen nur Rezepte angezeigt, die ich mit dem, was gerade zuhause habe, auch zubereiten kann. Zum Beispiel eben Quinoa. Und das beste ist: Die App merkt sich sowohl die Suchfilter, als auch die Rezepte, die ich schon einmal ausgewählt habe. Wenn das Essen schmeckt, kann ich es also leicht nochmal kochen.
Die App nutze ich beileibe nicht jeden Tag, noch nicht einmal jede Woche, aber die Möglichkeit spontan und schnell etwas spannendes zu kochen, bereichert meinen Alltag. Und weil ich eben nicht nur in der digitalen, sondern auch der realen Welt immer wieder gern Dinge ausprobiere, wird sie wohl in Zukunft noch wichtiger für mich werden. Zum Beispiel beim Kochen nach einer bestimmten Ernährungsstrategie. Man darf gespannt sein.
Auch weil ich oft nicht konsequent genug bin, was das angeht. Man soll ja zum Beispiel während des Essens nichts anderes machen, das von der Konzentration auf das Essen selbst ablenkt. Wenn man bewusst genießt, hat man mehr davon. Manchmal ist das aber zu langweilig. Und das fällt mir dann erst auf, wenn das Essen schon auf dem Tisch steht.
YouTube
Wenn es schnell gehen soll und nichts vernünftiges im TV läuft ist die YouTube-App insbesondere in Kombination mit dem SmartTV geradezu Gold wert. Video ausgewählen, auf den Fernseher streamen und auf dem großen Bildschirm anschauen, ohne auch nur aufzustehen. Funktioniert natürlich genauso mit Musikvideos und -Playlists. Man spart sich den Zwischenschritt, Inhalte über die sehr umständliche Textsuche am TV zu finden oder aber das Smartphone z.B. per Kabel erst mit der Anlage zu verbinden um neben dem großen Bild auch einen ordentlichen Sound zu bekommen. Außerdem schaue ich die wenigstens Filme und vor allem Musikvideos mit höchster Konzentration an, sondern mache mindestens eine weitere Sache parallel dazu. Zum Beispiel Essen, aber auch alles, was in der Zwischenzeit so auf dem Smartphone geschieht. Hängt das an der Anlage, komme ich nicht dran. Beim Stream via App kann ich (fast) alle anderen Apps parallel benutzen, während YouTube im Hintergrund (und eben auf dem Fernseher) läuft. Von den Möglichkeiten, selbst etwas hoch zu laden, Kommentare zu moderieren und Statistiken einzusehen, fange ich erst gar nicht mal an. Soweit bin ich noch nicht!
Kicktipp
Während der Fußball-EM habe ich nicht nur an einer, sondern gleich drei verschiedenen Tipprunden teilgenommen. Kicktipp bietet bereits komplett vorgefertigte Spielrunden mit voreingestellten Spieltagen und automatisch berechneten Punkten. Man braucht nur noch Mitspieler. Schon seit Jahren spiele ich (mehr oder weniger erfolgreich) in solchen Runden mit, ganz egal, welcher Wettbewerb gerade ansteht – WM, EM, Bundesliga. Bei der EM 2016 nun zum ersten Mal auch via App. Einmal installiert und angemeldet kann ich zwischen den verschiedenen Tipprunden hin und her wechseln, meine Tipps vergleichen und meine Strategie je nach Spielstand und Regeln für jede Runde überdenken. Mir macht das so viel mehr Spaß als jedes Mal die Website aufrufen, mich in jeder Tipprunde an- und wieder abmelden zu müssen, dass ich zu diesem Turnier auch gleich deutlich erfolgreicher abgeschnitten habe, als bisher. Noch eben schnell in der App den Tipp ändern, weil der Superstar kurz vor Anpfiff ausfällt, ist eben viel einfacher, als extra den PC anschmeißen etc. – und sogar unterwegs möglich. Nun gut, ob der Erfolg ganz allein davon abhing oder auch vom mehr als seltsamen Verlauf der Turniers, sei mal dahingestellt.
Noch vor dem Ende des Turniers und bevor ich diese Spielerei so richtig zum Abschluss bringen konnte, kam die Revolution unter den Spiele-Apps.
Pokémon Go
Diese App verbindet fast alles, was gute Apps können: Vernetzung von Usern, Spaß und Spiel, Kindheitserinnerungen, Augmented Reality und – man glaubt es kaum – Bewegung. Was bisher nur Fitness-Armbänder und -Apps einigermaßen schafften (und auch nur bei wirklich ambitionierten Nutzern) schafft Pokémon Go quasi nebenbei. Wer das Spiel als einer der wenigen Menschen auf der Welt nicht kennt erhält in der App eine umfangreiche Einführung und weitergehende Informationen (oder kann einfach mal im PokéWiki nachschauen). Eine Ausrede, nicht zu spielen, gibt es eigentlich nicht. Mein Cousin, zu jung um als Kind schon zum Pokemaniac zu werden, brauchte keine halbe Stunde um sich nach meiner Erzählung auf der letzten Familienfeier die App herunter zu laden. Und damit nicht genug. Gut eine Stunde bevor es so richtig los ging war er derjenige, der mich zu einem kleinen Spaziergang animierte. Denn das ist es, was diese App tut. Um erfolgreich zu spielen muss man Pokémon fangen. Und um Pokémon zu fangen, muss man rausgehen und sie suchen. In wahnsinnig detailgetreuen Karten bewegt sich der Avatar genau dort, wo sich auch das Smartphone befindet. Taucht ein Pokémon auf, zeigt das Display, dass es sich eben nicht einfach nur irgendwo auf einer virtuellen Karte befindet, sondern in der realen Welt, direkt vor den Augen des Pokémon-Trainers.

An dem Tag, an dem ich die App startete, schwor ich mir, mich garantiert niemals auf den Weg zu machen, nur um Pokémon zu finden oder in der App speziell gekennzeichnete Orte zu besuchen. Einen Tag später war besagte Familienfeier. Als wir, nach etwa einer Stunde wieder zurück von unserem Ausflug, gefragt wurden, wo wir waren, lautete die Antwort ebenso offensichtlich wie selbstverständlich: Pokémon fangen! Und auch wenn er zwischenzeitlich fragte, wie nochmal „diese Kugeln“ heißen (Pokébälle), hat mein Cousin mich inzwischen sicher längst überholt. Diese App nimmt garantiert jeden mit. Nutzt man sie nicht selbst, kommt man spätestens dadurch mit ihr in Berührung, dass mitten in der Stadt, oder auch irgendwo im Nirgendwo ganze Gruppen von Menschen jeden Alters zusammen stehen und die Blicke zwischen ihren Smartphones und der Realität hin und her schweifen lassen. Von größeren Unfällen durch unachtsame Pokémontrainer ist bislang nichts bekannt und vermutlich wird der Aufschrei dann zunächst ähnlich groß sein, wie nach dem ersten tödlichen Unglück eines Autos mit Autopilot. Abgeschafft wurde das übrigens nicht. Gleiches dürfte auch für die App gelten, die den Weg in den Alltag vielleicht schneller geschafft hat, als jede andere zuvor.
Man darf gespannt sein, wie weit der Einfluss von Apps auf den Alltag noch geht. Ich jedenfalls kann mir einen Alltag ohne Apps nicht mehr vorstellen. Und spätestens jetzt, wo niemand mehr irgendwelche sehr dämlich aussehenden Brillen mehr braucht, um die virtuelle mit der realen Welt zu verbinden, kann ich mir auch nicht vorstellen wann und wo das Enden soll.