Hallo! Na, überrascht? Schreiben wir einander nicht viel zu wenig? Also sitze ich nun hier und schreibe dir, weil du mir wichtig bist.
Beitragsbild: Brief für dich

Köln, im April 2020

Hallo! Hier ist ein Brief für dich!

Na, überrascht? Dann haben diese und die kommenden Zeilen schon jetzt ihren Zweck erfüllt. Mal ehrlich – schreiben wir einander nicht viel zu wenig? Alles muss immer schnell gehen: Eine kurze Nachricht am Handy, ein paar Informationen austauschen am Telefon – aber wann setzen wir uns noch einfach hin und genießen das geschriebene Wort? Also sitze ich nun hier und schreibe dir, weil du mir wichtig bist. Ich nehme mir Zeit für dich.

Gerade in diesen Tagen haben viele Menschen viel mehr Zeit, als ihnen lieb ist. Und vielleicht gehörst du ja auch dazu. Und vielleicht mache ich dir deshalb mit diesen Worten eine Freude. Eine ähnliche Situation haben wir wohl noch nie erlebt. Stell dir vor – das Wetter spielt dieser Tage völlig verrückt und wir haben nicht einmal richtig die Gelegenheit, das gemeinsam zu erleben. Noch vor einer Woche saß ich draußen auf dem Balkon und genoss die wärmenden Sonnenstrahlen, die Wärme auf meiner Haut und das Gefühl, das nur der beginnende Frühling auslösen kann. Und jetzt machen Bilder und Erzählungen von Schnee die Runde, der sich auf die ganze Republik legt.

Lass uns über das Wetter reden!

Schon spannend – auf einmal klingt das Gejammer über das Wetter völlig anders als in den letzten Jahren: „Wir können gar nicht gemeinsam die Wärme genießen!“ wird abgelöst von „Jetzt wäre endlich zum ersten Mal in diesem Winter die Gelegenheit, einen Schneemann zu bauen.“ Aber das ist eben schwierig, wenn man mindestens 1,5m Abstand halten soll. Außerdem will man ja nicht die Karotte für die Nase opfern. Wer weiß schließlich, ob man die nicht vielleicht noch braucht?

Jetzt aber Scherz beiseite: Es ist eine spannende Zeit. Manche Dinge werden rasend schnell modernisiert – Krankschreibung am Telefon, Geschäfts-Besprechungen via Internet und Arbeit von zu Hause, bei anderen wiederum besinnt man sich darauf, wie es früher war – und verbringt Zeit in Ruhe zu Hause, liest oder schreibt ein Buch – oder einen Brief. Für das Buch fehlt mir gerade noch ein guter Name für die Hauptfigur (ist Corona ein Vor- oder Nachname?), also beginne ich erst mal mit diesem Brief. Und weil ich an dich gedacht habe und du an mich liest du ihn nun.

Wie lange ist es her, dass du einen Brief bekommen hast?

Keine Rechnung, keine Werbung, einfach Worte, die dir eine kleine Geschichte erzählen und dich mit auf eine kleine Reise nehmen. Hinaus aus der Welt, in der so viele Dinge so anders sind, als wir das gewohnt sind. Hinein in eine kleine Auszeit vom Alltag, die wir uns ohnehin zu selten nehmen und jetzt, wo wir ach so viel Zeit haben vielleicht sogar noch mehr wünschen als vorher.

Vielleicht können wir ja etwas mitnehmen in das Post-Corona-Zeitalter. Als Gesellschaft, aber auch du, ich, jeder Mensch für sich selbst. Ein anderes Miteinander. Weniger Hektik. Mehr Solidarität. Weniger Haben-Wollen, mehr Zufrieden-Sein. Das muss ja nicht gleich für alles gelten.

Einiges darf sich gern bald wieder ändern.

Ich persönlich hätte nichts dagegen, mein Toilettenpapier in Zukunft wieder selber kaufen zu können. Im Supermarkt oder Discounter um die Ecke. Ganz selbstverständlich. Ohne Hoffen und Bangen. Und es nicht von einem lieben Freund, der in der Nachbarstadt noch welches bekommen hat, geliefert zu bekommen, so wie neulich.

Aber an die 1,5m Abstand an der Supermarktkasse könnte ich mich gewöhnen. Oder ganz generell zu anderen Menschen. Außer natürlich zu denen, die ich gerne ganz nah bei mir habe. Weil es mir fehlt, sie in meiner Nähe zu haben. Und ich sie am liebsten jetzt sofort ganz fest in den Arm nehmen möchte. So wie dich.

Fühl dich gedrückt!

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