Wahl, die
Eine Veranstaltung zur Überprüfung der demoskopischen Vorhersagen.
Robert Lembke (1913-1989), dt. Fernsehmoderator u. Journalist

Noch eine Woche bis zur Bundestagswahl in Deutschland. Die Vorraussetzungen sind teilweise sehr vergleichbar mit denen, die auch vor vier Jahren exakt zu diesem Zeitpunkt vor der Wahl herrschten: Die Bundeskanzlerin liegt vor ihrem Herausforderer, der aber deutlich aufgeholt hat. Die CDU/CSU steht doch deutlich besser da, als die SPD.* Und dennoch gibt es wesentliche Unterschiede.
Zum einen gibt es da noch andere Parteien, mehr als je zuvor die einen Einzug in den Bundestag schaffen könnten. Eine Tatsache, die, wenn es ganz seltsam läuft am 22. September, auch dazu führen könnte, dass so wenige Parteien in unser Regierungsparlament einziehen, wie seit langen Zeiten nicht mehr. Dann nämlich, wenn sich viele Parteien, die auf den Sprung über die 5%-Hürde hoffen, gegenseitig die Stimmen stehlen und alle irgendwo bei 4,7-4,9% landen.
Außerdem, und das ist vielleicht noch entscheidender, hat im Gegensatz zur letzten Bundestagswahl in der nun beinahe zurückliegenden Legislaturperiode nicht eine große Koalition regiert. Es treten nicht Kanzlerin und Vizekanzler zur Wahl an, sondern die Kanzlerin einer schwarz-gelben Koalition, die sehr viele Gelegenheiten hatte, Dinge richtig, falsch oder gar nicht zu tun. Wohingegen der Herausforderer nun sagen kann, was er anders machen will.

Aber was denn nun eigentlich? Nur eine Woche vor der Wahl habe ich, zum ersten Mal bei einer Wahl überhaupt, nicht wirklich eine gute Idee, was oder wen ich wählen soll. Sowohl in meinem eigenen Wahlkreis, als auch in der unglaublichen Vielfalt der Parteienlandschaft. Auch der sonst mit seinem Urteil recht eindeutig zu meiner Ansicht und Vorahnung passende Wahl-O-Mat kann, möglicherweise auch der großen Oberflächlichkeit seiner diesjährigen Thesen geschuldet, nicht mal eine deutliche Tendenz anzeigen und schwankt munter zwischen den verschiedensten Parteien und Farben hin und her. Und klar ist, Unterschiede sind überall auszumachen, ganz im Gegenteil zu dem, was uns Medien und zum Teil sogar Politiker selbst als Einheitsbrei verkaufen wollen. Doch welche Partei, welcher Kandidat, welche Idee macht den Unterschied zum besseren für mich?
Dazu fallen mir ein paar Fragen ein. An Kanzlerin Merkel und Kandidat Steinbrück ganz persönlich, an alle derzeitigen Bundestagsparteien, an diejenigen, die ihren Wahlkreis in Berlin vertreten und/oder es demnächst wollen. Und vielleicht auch an die Politik in Deutschland im Allgemeinen, also, wenn man so will, an jeden einzelnen Menschen, der in der Bundesrepublik dazu berechtigt ist, seine Stimme abzugeben. Dass ich wählen gehe, ist Teil meines Verständnisses von Demokratie. Was ich wähle, hängt vielleicht auch von den Antworten dieser Woche voller Fragen ab.
Jeden Tag bis zur Wahl werde ich meine Gedanken, Sorgen und Ideen zu Themen, die mich ganz persönlich umtreiben, in diesem Blog ausführen und sie ganz direkt an die genannten Personen stellen. Eine konkrete und direkte, vielleicht sogar persönliche Antwort erwarte ich dabei freilich nicht. Doch vielleicht können mir die Medien, Politiker mit ihren öffentlich gemachten Aussagen oder auch der ein oder andere meiner Leser selbst dabei helfen, Antworten zu finden, die meine Wahltentscheidung beeinflussen. Zu hoffen bleibt nur, dass die Bundestagswahl, auch im Hinblick auf die Wahlbeteiligung der bislang noch gänzlich Unentschlossenen, mehr ist, als Robert Lembke ihr zugestehen mochte. Und wer weiß, vielleicht gelingt es ja, mich zu überraschen…

Noch sieben Tage bleiben bis er da ist, der Tag der Entscheidung, der Bundestagswahl 2013. Sieben Tage, sieben Fragen…

Wer meint, nicht gewählt zu haben, der irrt, denn die Gleichgültigkeit der Nichtwähler bestimmt unser aller Zukunft.

Michael A. Denck

*Quelle: ZDF Politbarometer vom 13. September 2013, Kanzlerfrage: Merkel 59%, Steinbrück 32%

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