2015 war spannend, actionreich, erotisch, dramatisch, futuristisch, *beliebiges Adjektiv einfügen*, … was Filme angeht. Eine kleine, rückblickende Auswahl habe ich zusammen gestellt. Nun sitze ich hier, genieße eine Tasse Kaffee und schreibe nach und nach auf, was mir davon in Erinnerung geblieben ist.

16-01-04 - Flourishing FilmsWer ein Fan von Awards ist, den erwarten hier vermutlich nicht viele große Überraschungen. Trotzdem geht es in dieser Liste weder um die erfolgreichsten, noch um die objektiv besten Filme des Jahres. Kinocharts und Einspielergebnisse kann jeder lesen und objektive Entscheidungen niemand treffen, wenn es um Kunst geht. Auch möchte ich diese Aufzählung nicht als Ranking verstanden wissen. Aber es gab einige Filme, die mir aus 2015 besonders in Erinnerung geblieben sind. Nicht wenige davon waren (mehr oder zufällig) unter den erfolgreichsten und besten des Jahres.

Honig im Kopf

Lief Ende 2014 an, war aber dennoch einer der meistgesehenen Filme 2015 in deutschen Kinos. Und eben kein typischer Til Schweiger-Film.
Er selbst spielt eine, erst Recht für seine Verhältnisse, sehr untergeordnete Rolle und die Story handelt auch nicht von der großen Liebe und wie sie zustande kommt. Sich auf humorvolle Art mit einer Krankheit auseinanderzusetzen, die für alle Betroffenen so gut wie nie lustig sein kann, ist die vielleicht berührendste Weise, den Zuschauern das Dilemma von Alzheimer näher zu bringen. Denn über all das, was man im Film belächelt oder über das man sogar schallend lacht, weint man im nächsten Moment, wenn man sich die Hintergründe klar macht. Anders als Filme, die man sonst von Til Schweiger kennt, bleibt Honig im Kopf nicht an der Oberfläche, sondern geht an die tiefen Emotionen des Betrachters.
Emma Schweiger, wie schon in anderen Filmen zuvor in der Rolle der Tochter des von ihrem Vater gespielten Charakters, passt sich, wie schon in anderen Filmen zuvor, dem Niveau und der Bedeutung des Films an. Ich nehme ihr die Rolle ab. Zum ersten Mal bin ich einverstanden mit ihrer schauspielerischen Leistung.
Beileibe bin ich kein Fan von Emma Schweiger, doch dem Komiker Didi Hallervorden konnte ich nie auch nur irgendetwas abgewinnen. In seinem Metier ist er über jeden Zweifel erhaben und hat ganz sicher seine Daseinsberechtigung, aber er trifft so rein gar nicht mein Humorzentrum. In diesem Film stellt der Schauspieler Dieter Hallervorden alles auf den Kopf, was ich bisher über den Komiker wusste dachte. Gefühlsecht, überzeugend, realistisch, mir gehen die Beschreibungen aus. Die Kritiken haben mich ein Jahr lang nicht überzeugt, dass dieser Film wirklich so anders, so bewegend und diese Rolle wirklich so gut gespielt ist. Honig im Kopf schaffte das nach wenigen Minuten.

Vieles von dem, was Til Schweiger über sich und seine Rollen & Filme verbreitet, kann man sicher sehr unterschiedlich sehen. In Sachen Hallervorden hat er aber womöglich Recht, wenn er nuschelt sagt: „In Hollywood gäbs dafür nen Oscar!!!!111!!EINS!“


Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit)

Der Oscar-Gewinner! Kein Film wie viele andere und ganz sicher kein klassischer Blockbuster, aber so gut und so anders, dass ich ihn mehr als einmal gesehen habe. Das musste ich auch, um sicher zu gehen, was ich von ihm halten soll. Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit) ist in etwa so anspruchsvoll und stilistisch, wie sein Titel. Sicher eher ARD nach den Tagesthemen als RTL zur Primetime.
Michael Keaton spielt einen alternden ehemaligen Darsteller eines Superhelden (Birdman), der er in seiner Vorstellung geblieben ist. An der Seite der ebenfalls Oscar-Nominierten Edward Norton und Emma Stone läuft er zu ungeahnter Hochform auf und zeigt die verschiedenen Gesichter zwischen Genie und Wahnsinn überzeugend. Doch nicht nur schauspielerisch sticht der Film hervor.
Die Story ist abstrus und verwirrend auf der einen Seite, aber simpel und von geringer Tragweite auf der anderen. Ob ein neues Stück am Broadway die Karriere des Altstars rettet oder nicht, ist für die Menschen außerhalb der handelnden Personen von eher geringer Bedeutung. Dass es keine bedeutungslose, wenn auch nette, abendliche Familienunterhaltung ist, liegt am Stil dieses Films. Es ist ein One Shot – in einer einzigen Kameraeinstellung gedreht, oder zumindest macht man das den Betrachter glauben (Academy-Award: Beste Kamera), indem der Zuschauer auf eine Reise auf allen Wegen und durch alle Gänge und Türen mit genommen wird. Man spaziert sozusagen selbst durch die Geschichte des Films. Auch der Sound spielt mit: Minimalistische Percussionklänge, die immer dann, wenn es die Dramaturgie hergibt, zu einem lauten Hintergrund-Beat anschwellen – während die Kamera bei ihren Wegen durch das New Yorker Theater zuweilen auch an dem Drummer vorbeikommt, der ihn zu spielen scheint.
Ein Film wie Birdman lässt sich nur schwer beschreiben. Auch ist es hier umgekehrt zu vielen anderen Filmen: Alle Trailer können nicht halten, was der Film verspricht. Zu wenig von seiner Art wird darin deutlich. Wer wenig denken und sich seicht unterhalten lassen will, für den waren wirkliche Superhelden-Filme wie Marvel’s Avengers oder Kickass bessere Alternativen. Für alle, die ihre grauen Zellen auch gerne einmal anstrengen um eine künstlerische Darbietung zu genießen, ist dieser Film einer der außergewöhnlichsten des Jahres!

| Academy Awards 2015:
Picture, Director, Original Screenplay, Cinematography
Actor (Nom.), Supporting Actor (Nom.) & Actress (Nom.), Sound Mixing (Nom.) & Editing (Nom.)


Unbroken

Was für ein Regiedebüt von Angelina Jolie! Die Geschichte eines amerikanischen Sportstars und Kriegshelden ist mit tollen Bildern inszeniert, emotional gespielt und klingt beeindruckend.
Völlig zu Unrecht konnte Unbroken hierzulande nur sehr wenige Besucher ins Kino locken. Für mich war es einer der besten Filme des Jahres – immerhin auch nominiert für 3 Oscars (Kamera, Sound Editing & Mixing). Nun ja, vielleicht bin ich da auch etwas vorbelastet, schließlich kriegt man mich schnell, wenn es um Sport geht, noch dazu vor dem Hintergrund einer wahren Begebenheit. Aber keine Sorge, das hier ist kein Sportfilm. Erzählt wird die Geschichte von Louis Zamperini, einem Olympia-Teilnehmer, der während des zweiten Weltkriegs in japanische Kriegsgefangenschaft gerät. Die Story selbst, basierend auf einer Biographie über Zamperini, bietet sehr vieles, dass für diese Art Film üblich ist und kann nach James Ryan oder Pearl Harbor weder wirklich überraschen noch schocken.
Es sind das überzeugende (und ausgezeichnete) Schauspiel (insbesondere) von Jack O’Connell, aber auch die eindrucksvolle Inszenierung in Bild und Ton, die mich in diesem Film erreicht haben. Wenn ich mir in Erinnerung rufe, dass die geschilderen Ereignisse so oder so ähnlich tatsächlich stattgefunden habe, läuft mir dann doch ein Schauer des Entsetzens über die schrecklichen Ereignisse des Krieges den Rücken herunter. Und dafür sorgt eben die realistische Inszenierung. Wem die genannten oder ähnliche Filme gefielen, der dürfte auch Unbroken mögen.
Chapeau, Angelina Jolie! Wenn das so weitergeht, kann sie mich als Regisseurin deutlich mehr überzeugen als mit ihrer Schauspiel-/ Mutter-Karriere.

| Academy Awards 2015:
Cinematography (Nom.), Sound Mixing (Nom.) & Editing (Nom.)


Die Minions

Was haben wir gelacht! Schon vor Jahren über diese kleinen, seltsamen, gelben Wesen in blauen Latzhosen aus Ich, einfach unverbesserlich und seiner Fortsetzung. Aus heimlichen Stars sollten nun Hauptdarsteller werden, die nebenbei dank des riesigen Vermarktungspotenzials, besonders bei Kindern (und deren Eltern), noch richtig Geld in die Kassen der Rechteinhaber spülen sollten. Soviel steht fest: Das ist gelungen!
Stuart, Bob und Kevin (Echt jetzt? Ausgerechnet Kevin?) sind die Haupt-Minions in dem Film, der eigentlich die ganze Zivilisation dieser Wesen erklärt und gewissermaßen die Vorgeschichte zu den beiden genannten Filmen bildet, ohne dabei mit ihrer Handlung zu tun zu haben. Um ihr Volk zu erhalten, sind die Minions wie immer auf der Suche nach dem größten Superschurken und dabei so tollpatschig und putzig wie eh und je. Dass an der Spitze des Bösen mit Scarlett Overkill (deutsche Synchronstimme: Carolin Kebekus) zur Freude vieler Kritiker eine Frau steht, der sie aber natürlich mehr im Weg als hilfreich sind, ist den Minions völlig egal.
Und leider auch für die Story. Gute Familienunterhaltung, sehr viele, zum Teil auch sehr gute Gags und gut gemachte Animation – so beschreibe ich diesen Film. Wovon er dabei genau handelt, spielt eigentlich keine Rolle. Was erwartungsvolle Kinobesucher womöglich etwas enttäuscht haben könnte. Mich eingeschlossen. Fraglich, ob der Film trotz immensen Kassenerfolgs und den immerhin zweitmeisten Besuchern in Deutschland, anders als die beiden Vorgänger auch Preise abräumen kann. Ich, einfach unverbesserlich 2 war zuletzt als Animationsfilm und mit dem Song Happy (Pharell Williams) immerhin gleich zweimal für den Oscar nominiert. Bei den Golden Globes 2016 sucht man Die Minions bereits vergebens auf der Nominierungsliste (Bekanntgabe der Oscar-Nominierungen vorraussichtl. am 14. Januar 2016). Trotzdem: Gelacht haben wir!


The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben

Biopics sind einfach absolut angesagt. Nicht ohne Grund gewann der Hauptdarsteller eines biographischen Films den Academy Award (dank einer überragenden schauspielerischen Leistung!). Aber eben nicht dieser hier. Trotzdem sind die Nominierungen und Auszeichnung dieses Films über Großbritanniens legendären Kryptographen Alan Turing absolut gerechtfertigt.
Benedict Cumberbatch zeigt, dass er Charakterrollen absolut gerecht werden kann und ist die Idealbesetzung für das eigensinnige und -willige, aber sensible Genie, dem die Entschlüsselung der Enigma gelang. Auch in Sherlock gibt er den genialen, aber oft schrulligen, egozentrischen und von sich selbst überzeugten Hauptdarsteller – aber auf eine völlig andere Weise. Trotzdem finde ich in The Imitation Game einen typischen Cumberbatch. Er spielt Turing so selbstverständlich und fast schon beiläufig, dass ich ganz vergesse, dass er nicht sich selbst spielt.
Dabei kommt ihm auch die Handlung entgegen, die sich  nur am Rande mit dem Krieg als solches beschäftigt und ihn vielmehr aus der Sicht der Kryptographen zeigt, deren Schlachtfeld die Büros und deren Waffen Papier und Stift waren – bis Alan Turing seine Maschine erfand. Den nervenaufreibenden Prozess dorthin, die Probleme mit Turings Persönlichkeit – für ihn selbst und seine Mitstreiter und die Schwierigkeiten, die sich aufgrund seiner Homosexualität ergaben, machen den Inhalt dieses Films aus. Eine tolle, hochkarätige Besetzung, allen voran Cumberbatch, spielt sehr komplexe Sachverhalte authentisch und doch verständlich und hoch emotional.
Ein nur sehr geringer Bezug zu Nazi-Deutschland und fehlende öffentliche Aufmerksamkeit zum Thema und zur Person Alan Turing könnten Gründe dafür sein, dass The Imitation Game nicht zu den erfolgreichen Filmen 2015 zählte. Doch die Mischung aus humoristischen Elementen, die an The Big Bang Theory erinnern und in denen allerhöchstens Jim Parsons Cumberbatch das Wasser reichen könnte, sowie dramatischen emotionalen Sequenzen, in denen ich unweigerlich an A Beautiful Mind denken musste und den besten Russell Crowe, den es je gab, sind großes Kino.

| Academy Awards 2015:
Adapted Screenplay
Picture (Nom.), Director (Nom.), Actor (Nom.), Supporting Actress (Nom.), Set Decoration (Nom.), Original Score (Nom.) Film Editing (Nom.)


Fifty Shades of Grey

An alle, die „schon aus Prinzip“ darauf verzichtet haben, diesen Film zu sehen: Selbst Schuld! Ganz ohne jemals auch nur einen Blick in eines der fünfzig(?) verschiedenen grauen Bücher geworfen zu haben, kann ich diesen Film in seiner Gesamtheit gut finden!
Die Story überrascht nach allem, was durch die Öffentlichkeit ging, kaum noch: Sekretärin verliebt sich in Millionär, will ihn näher kennenlernen und muss feststellen, dass er anders ist, als erwartet. Doch genau an dieser Stelle setzt die Überraschung ein! Fifty Shades of Grey ist mitnichten als Kunst getarnte Soft-Pornographie, sondern allenfalls mit erotischen Elementen versehene Filmkunst. Nicht nur durch die Metaphorik, dass die Titelfigur Anzüge, Hemden und Krawatten in fünfzig verschiedenen Grautönen besitzt. Der Film hat den nötigen Abstand sowie die nötige Nähe zu allen sexuellen Elementen der Handlung, um sie dem Zuschauer verständlich und einfühlsam näher zu bringen, ohne zu verstören oder gar abstoßen oder ekelerregend zu sein. Nun gut, wer nackte Haut auf Leinwand nicht ertragen kann, der spare sich diesen Film bitte. Aber auch viele Gemälde von Picasso!
Zwei der breiten Öffentlichkeit (vorher) weitestgehend unbekannte Hauptdarsteller, eine – vergleichsweise – seichte Rahmenhandlung die den Betrachter zusätzlich zum an sich schon komplizierten Feld des Sado-Masochismus zwischen zwei Liebenden nicht noch unnötig weiter belastet und stimmungsvolle große wie kleine Bilder und Bildausschnitte – und ein fantastischer Soundtrack! Ellie Gouldings „Love Me Like You Do“ (Golden Globe-Nominierung) ist für mich einer der besten Songs der letzten Jahre – und er passt in diesen Film wie schon lange kein Song mehr in einen Film passte (Sorry, Idina Menzel, sorry, Adele). Diese Elemente machen den Film Fifty Shades of Grey zu einem Erlebnis. Sicher nicht für die ganze Familie, ganz und gar nicht frei von Tabus, aber eben genau durch dieses polarisierende Thema eine Empfehlung für jeden(!), der bereit ist, sich über die Grenzen von gesellschaftlichen Tabus hinweg mit einem Thema zu befassen.
Und weil das jetzt so allgemein klang: Dieser Film schafft es, ein gesellschaftliches Tabuthema in eine breite Öffentlichkeit zu bringen und seine verschiedenen Facetten zu beleuchten. Die Angst, sich darauf einzulassen, den Ekel bis hin zur völligen Verleugnung, die Angst, verstoßen und verlassen zu werden, die Neugier, Grenzen zu überwinden, den Drang, den anderen zu verstehen, den Schmerz körperlicher und seelischer Natur – ich könnte sehr viel mehr dazu beschreiben. Doch auch aus diesem Blickwinkel passt die Story, ebenso wie ihre Umsetzung zum Titel. Dieser Film hat (mindestens) fünfzig Facetten. Und ich bin sicher, er wird auch bei den Oscars 2016 nicht völlig unbeachtet bleiben!


Er ist wieder da

An diesem Film scheiden sich die Geister. Schon bevor ich ihn sehen konnte gab es in den sozialen Netzwerken viele Diskussionen, eigentlich sogar, bevor es den Film überhaupt gab und alles nur ein Buch war. Aber wie so häufig, wenn Bücher erfolgreich sind, gut verfilmbaren Stoff abwerfen oder – im Idealfall – beides, folgt die Leinwand- auf die Papierversion.
Und nun war er da also. Auf der Leinwand. Unkommentiert und aufgezogen wie eine Dokumentation. Fast alle(!) Szenen aus diesem Film waren gespielt, aber nur sehr wenige wirkten auch so. Die Schauplätze und Schauspieler waren so eingesetzt, als hätte man wirklich einfache Menschen in der Öffentlichkeit mit der Rückkehr Adolf Hitlers konfrontiert. Ich weiß noch genau, dass ich selbst während des Films geglaubt habe, dass wirklich die Parteispitze der NPD in der eigenen Parteizentrale in Tränen ausgebrochen ist, nachdem sie von Hitler (oder dem, den sie dafür hielten) zusammengefaltet wurden. „Sowas kann man doch nicht unkommentiert stehen lassen.“ und „Das verstehen die, gegen die es geht, sowieso wieder falsch.“ waren etwa die Stimmen derjenigen, die die Verschmelzung von fiktiven, gespielten Szenen mit Bildern von Pegida-Demos und NPD-Kundgebungen als gefährlich ansehen. Wer die Credits liest (was ich schon aus Respekt der Leistung des Teams gegenüber bei Filmen grundsätzlich mache), weiß sofort, hier ist fast nichts real und vieles Satire – aber wer liest schon die Credits?
Mein erster Eindruck war, dass der Hauptdarsteller nicht die geringste äußerliche Ähnlichkeit mit Hitler aufweisen konnte (ja, natürlich hatte er eine altmodische Frisur und den typischen grottenhässlichen Bart) – groß, recht kräftig, mit einem breiten Kreuz. Auch sonst weißt die gespielte Figur die ganz offensichtlichen Ähnlichkeiten auf, ist aber nicht besonders detailiert und sensibel dargestellt. Womöglich aber eben sogar absichtlich, um eben die Ähnlichkeit nicht zu groß werden zu lassen. Denn so gelingt es, dass man zeitweise Verständnis, ja sogar eine gewisse Sympathie für diesem Mann aufkommen spürt. Mir hilft das, nachzuvollziehen, wie jemand mit so grausamen und grotesken Ansichten so große Teile der Bevölkerung für sich gewinnen konnte. Aber ich verstehe auch und gerade deshalb, was einige an diesem Film so gefährlich finden. „Sowas kann bei uns heutzutage nicht mehr passieren“ ist ein Satz, der einem wesentlich schwerer von den Lippen gehen kann, nachdem man diesen Film gesehen hat. Wie gefährlich Bewegungen wie Pegida und Parteien wie AfD und NPD sind oder werden können, zeigt er jedenfalls eindeutig.
Er ist wieder da schafft mehr als zu unterhalten. Er löst Kontroversen aus, in der Öffentlichkeit wie im engsten Freundeskreis. Und allein das liebe ich ja schon! Es geht doch nichts über eine schöne Kontroverse! Und sind wir doch mal ehrlich – natürlich steht nicht an jeder Szene „gespielt“ und „frei erfunden“. Es ist ein Kinofilm! Welcher Film macht denn das? Es ist Kunst! Und wo bleibt sonst die künstlerische Freiheit?
Wenn all diejenigen, die „ja kein Nazi“ sind „, aber…“ diesen Film sehen und begreifen, wie nah dieses „aber“ an nationalsozialistisches Gedankengut heranreicht, hat er viel erreicht. Allein deshalb wohl einer der wichtigsten Filme in Deutschland 2015.


Jurassic World

„Nicht noch ein Dino-Film!“ Ähnliche Gedanken wie zu einem neuen Star Wars-Teil gingen mir durch den Kopf. Nur, dass Jurassic Park nicht ganz die Erfolge und den Kultfaktor vorzuweisen hat, wie die Weltraumsaga. Was allerdings zugegebenermaßen auch schwierig ist.
Letzten Endes erfüllt dann dieses neue, noch größere Leinwandabenteuer auch so ziemlich alle Erwartungen. Eine auf den Vorgängerfilmen nur vage aufbauende Story, ein noch größerer Themenpark, ja, eine ganze Welt voller Dinosaurier – und eine noch größere Katastrophe! Wieder sind ursprünglich überambitionierte und profitgierige Menschen an allem Schuld, wieder müssen einige wenige darunter leiden. Doch trotz aller Erwartbarkeiten ist Jurassic World eine würdige Fortsetzung der alten Reihe und kann eben auch in positiver Hinsicht alle (meine) Erwartungen erfüllen: Vernünftige Special Effects (auch in der 3D-Fassung mit einigen durchaus realistisch wirkenden, zusätzlichen Elementen), ordentlich Action mit einer Prise Humor und – selbstverständlich – eine Liebesgeschichte als Rahmenhandlung einer nicht allzu vorhersehbaren Story. Dazu bringen die (männlichen wie weiblichen) Hauptdarsteller die nötige Portion Sexappeal mit (spätestens in zerissener Kleidung, nass und schlammverdreckt), um das zu erwartende Spektakel perfekt zu machen.
Wie seine Vorgänger wird dieser Blockbuster nicht als einer der anspruchsvollsten und schauspielerisch wertvollsten in die Filmgeschichte eingehen. Doch wie seine Vorgänger bietet er Popcornkino vom Feinsten, einen Abend voller Unterhaltung und ist ein absoluter Kassenerfolg: Jurassic World spielte in der Startwoche soviel ein, wie kein anderer Film zuvor (und wurde erst überboten von – richtig – Star Wars)! Definitiv einer der Filme des Jahres!


Star Wars Episode VII – Das Erwachen der Macht

Der siebte Teil der Saga wird womöglich auch noch zu den wichtigsten Filmen dieses Jahres gehören. Er läuft noch und ich will sicher kein Spielverderber sein, deshalb nur so viel: Es ist ein… Film. Auch definitiv ein echter Star Wars. Vieles erinnert an altes, einiges so gar nicht. Dramatik, Action, Humor – mit an Lächerlichkeit grenzender Selbstironie. Was schon mit dem Titel beginnt – allerdings insbesondere in der deutschen Übersetzung. „The Force Awakens“ ist trotz der Einladung zu komischen Wortspielen sicher ein deutlich treffenderer und genauerer als z.B. „A New Hope“ oder „The Phantom Menace“ es sind. Auch Fans von George Lucas können beruhigt sein: Die Basis zur Story (übrigens aller drei Teile der dritten Trilogie) stammt von ihm – und das merkt man.
Nachdem ich jahrelang wunderbar zufrieden damit war, dass diese Saga abgeschlossen ist, erwacht in mir die Macht wieder die Neugier auf die Fortsetzung, die ich zuletzt als Jugendlicher hatte. Episode VII wird definitiv meine Sammlung erweitern. ACHTUNG SPOILER: (Auch) weil Mickey Mouse nicht mitspielt.


Außerdem gab es da noch…

Filme, die zu den erfolgreichsten gehörten. Einer von ihnen bleibt sogar der erfolgreichste Film des Jahres (nach Kinobesuchern). Da ich keine Filme beschreiben und beurteilen will, die ich (noch) nicht gesehen habe, fehlen sie oben in der Liste. Vielleicht ändert sich das ja noch!

Andere Filme habe ich entweder ganz bewusst nicht gesehen, oder sie fehlen bewusst in dieser Liste. Diese sind dann wohl eher ein Fall für die Liste der unnötigsten Filme 2015 😉

 

 

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