Lachparade

Gepriesen sei die vermutlich geilste Erfindung seit Edison, größer als Social Media, das Internet und virtuelle Realität zusammen: Emoticons! 

Diese Dinger, die ausdrücken sollen, wie der User, der sie benutzt, sich gerade fühlt. Oder auch einfach nur verkürzt darstellen wie er auf eine Message des Gegenübers (im Idealfall bereits auch schon ein Emoticon) reagiert. Erst neulich hatte ich einen solchen Fall. Ein Freund schickte bei WhatsApp als Reaktion auf meine Message diese Message:

Screenshot1

Was genau das nun auszudrücken versucht, darf sich jeder von euch selbst erschließen. Ich wollte jedenfalls antworten, dass er sich nun nicht damit retten könne, mir dieses – äh, ja, was eigentlich? – zu schicken. An dieser Stelle halfen mir meine zahlreichen mühselig erworbenen Fachkenntnisse im Umgang mit sozialen Medien weiter. Ich kramte tief in der Trickkiste und antwortete mit einem eindeutigen:

Screenshot2

Na gut, das wollte ich dann doch nicht auf mir sitzen lassen. Also schickte ich eine ebenso fachliche wie passende Erklärung hinterher:

Screenshot3

Womit wir beim eigentlichen Thema sind. Dieses Dings heißt natürlich „Emoticon“. Emotiwas? Nicht jeder sprachlich genial durchdachter Neologismus aus zusammengesetzten Wörtern (hier: Emotion + Icon = Emoticon) erschließt sich auf den ersten Blick. Und schon gar nicht müssen sie besonders leicht auszusprechen oder in den Sprachgebrauch zu integrieren sein.

Mal ehrlich: Kein Mensch sagt „Emoticons“!

Zu meiner Zeit hießen die Dinger noch Smilies (oder auch wahlweise Smilys, Smileys oder – für ganz Schlaue – Smylies)! Zugegeben, so richtig althochdeutsch ist das auch nicht. Aber „Lächeli“ klingt eben auch genau so: lächerlich! Außer vielleicht in der Schweiz. Man müsste mal recherchieren wie die Dinger da heißen! Da, schon wieder: Dinger! Kein Mensch sagt „Emoticons“! Das sind vier(!) Silben. Und die muss man dann auch noch englisch aussprechen. Viel zu kompliziert. Ja, schon klar, das sagt ein Typ dessen Blog und andere Social Media Profile unter dem klangvollen und geradezu puritanischen Namen „Flourish103“ zu finden sind. Wem das zu kompliziert ist, dem sei an dieser Stelle ein Versuch unter www.manuelfuss.de empfohlen. Davon, meinen Nickname in den allgemeinen Sprachgebrauch zu integrieren sind wir aber vermutlich noch ein Stückchen entfernt. Insofern vergleicht man da also wahrscheinlich nicht Äpfel mit Birnen, es ist nicht mal beides Obst!

Eins ist aber auch klar: Wer „Smilies“ sagt, ist definitiv nicht up-to-date und wird von allen, die es sind (oder sich dafür halten) schief angeguckt. Erstens lächelt bei weitem nicht jeder Emoticon (nicht mal die Mehrheit), zweitens sehen Smilies eigentlich so aus:

: – )  ; – )  : – P  : – /  : – *

Und zweitens haben sie natürlich recht. Aber was sagen die denn? Ganz sicher: Kein Mensch sagt Emoticon! Keine Ahnung ob ich das überhaupt schonmal gehört habe, und wenn ja wann. Aber irgendwie müssen diese Dinger doch heißen! Wer kann mir helfen?

Ich bin gespannt, ob ihr genauso ratlos seid, wie ich, oder ob ich demnächst als ein etwas schlauerer, etwas weniger gestriger Mensch durchs Leben gehe – oder einfach weiter „Dings“ und „Bums“ sage (je nach Emoticon passt das eine oder das andere besser). Denn eins sage ich ganz bestimmt auch dann nicht, wenn ich der einzige bin, der glaubt, dass man das einfach nicht sagt: Emoticon!

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