Heute ist eigentlich kein guter Tag. Aber ein Glück ist heute Mittwoch. So kann ich mir den ganzen Frust von der Seele schreiben.
Kennt ihr das? Wenn man für sich selbst einen Plan macht von einem Tag, einer Woche, einer Situation oder – im krassesten Fall, dem Leben? Man nimmt Gegebenheiten auf, organisiert sie und bastelt sich aus den Dingen, die man nicht ändern kann ein Konstrukt, das man beeinflussen kann. Und ein Ziel, das man erreichen möchte. Zu abstrakt?
Ein Beispiel:
Ich schaue in dieser Woche in den Kalender und bemerke, dass sie zwei Feiertage hat. Dienstag und Mittwoch. Außerdem weiß ich, dass am Wochenende zwei Veranstaltungen anstehen. Da, der erste Knick. Eigentlich hatte ich doch einen anderen Termin fest zugesagt. Aber alles davon geht nicht. Also sage ich ab. Schweren Herzens und mit einem schlechten Gewissen. Nun gut, durch die beiden Feiertage ergibt sich ein Brückentag, den man wunderbar nutzen könnte, um über das Wochenende bis einschließlich Mittwoch weg zu fahren. Das Problem daran? Auch am Wochenende vorher sind einfach viel zu viele Dinge geplant, die das verhindern. Also beschließe ich, die Zeit sinnvoll zu nutzen. Ich entrümpele den Keller!
Gesagt, getan! Das wollte ich eh schon seit längerer Zeit mal wieder machen, ich werde mich danach gut fühlen, weil ich viel geschafft und mich von einigen Dingen, die ich ohnehin nicht mehr brauche, endlich mal getrennt habe. Denn wie wir alle wissen: Trennen befreit! Außerdem ist so ein staubiger, feuchter Keller ja auch nicht die unpassendste Location in einer Woche, die immerhin Halloween beinhaltet. Vielleicht sogar eine der passendsten, an denen ich bisher gewesen bin, wenn man bedenkt, wie großartig ich Halloween finde. Montag und Dienstag werden also für die Arbeit am Keller genutzt. Vielleicht bleibt dann am Mittwoch noch Zeit, am Feiertag meine Familie zu besuchen und noch einmal ungestört mit ihnen etwas zu unternehmen.
Dank tatkräftiger Mithilfe von Menschen, die dafür sehr wichtig sind, schaffen wir es wirklich schon am Montag, weitestgehend fertig zu werden mit dem, was sich im Keller befindet. Mein Plan scheint aufzugehen. Nun noch den Dienstag dazu nutzen, alles, das nun in der Wohnung ist, zu sortieren, wegzukramen und herzurichten. Schon das dauert aber länger und kostet viel mehr Kraft, als gedacht. Ich muss den Ausflug zu meiner Familie absagen. Schweren Herzens und mit einem schlechten Gewissen. Aber doch auch mit dem Wissen, dass es die richtige Entscheidung ist.
Man muss auch einfach mal „Nein“ sagen. Man kann nicht alles schaffen und muss sich entscheiden, wie man Prioritäten setzt und wann man einfach einen Tag braucht, um die Akkus wieder aufzuladen. Und das mache ich. So kann man dann nachts noch ein paar Gruselfilme schauen (weil ja Halloween ist), am nächsten Tag ausschlafen und sich erholen (richtig, weil ja Feiertag ist) und dann bleibt tatsächlich am letzten verbleibenden noch nicht verplanten Tag der Woche Zeit, etwas zu unternehmen. Mein Plan geht also doch auf. Hurra!
Schon vor einer Weile hatte ich versprochen, etwas gemeinsam zu unternehmen. Nur zu zweit, ganz ohne irgendwelche anderen Menschen und auch nicht einfach nur zuhause vor dem Fernseher. Weil das eben doch noch einmal etwas anderes ist. Weil es eine Bindung festigt, prägt und weiterentwickelt. Und weil ich mich selbst auch sehr darauf freue. Also überlege ich mir etwas besonderes, das man nicht alle Tage unternimmt und wähle diesen Tag dafür aus. Der ganze Tag ist frei und es ist außerdem der einzig logische in einer Woche, in der alle anderen Tage vor und nach ihm vollkommen verplant sind. Ich erzähle davon und gleich noch dazu, wie sehr ich mich seit Tagen darauf freue.
Die Freude schlägt schlagartig um. Bei all meiner Planerei, Analyse und logischen Schlussfolgerungen aus Fakten, die mir bekannt sind, vergesse ich, die Fakten zu klären, die mir (noch) nicht bekannt sind. Und meine Woche, meine Pläne und mit ihnen meine Vorfreude fallen in sich zusammen wie ein Kartenhaus. Und damit auch meine positive Stimmung, meine Motivation mein grundsätzlich gutes Gefühl.
Ich hasse das. Und das merkt man mir an. Und das hasse ich noch mehr. Denn wenn ich schlechte Laune verbreite, führt das naturgemäß zu weiterer schlechter Laune. Speziell bei Menschen, die mir nah sind, die ich mag. Ich freue mich riesig darauf, jemandem gute Laune zu bereiten und bin deshalb selbst gut gelaunt. Und wenn das nicht klappt, bin ich schlecht gelaunt und übertrage diese schlechte Laune auf jemanden, dem ich eigentlich gute Laune bereiten wollte. Wie paradox. Ich hasse das.
Noch viel schlimmer als diese ganzen schlechten Gedanken und Gefühle ist aber, dass ich ganz genau weiß, wem ich die Schuld daran geben kann: Mir selbst. Das wiederum ist sogar schlimmer, als wenn einfach niemand etwas dafür kann. Ich muss nicht immer jemandem die Schuld geben können. Ganz im Gegenteil. Wenn eine Situation nicht gut läuft, aber offensichtlich niemand daran wirklich Schuld trägt und schon gar niemand zur Verantwortung gezogen werden kann, hilft mir das sehr dabei, hinzunehmen, wie es ist und das beste daraus zu machen. Ist jemand anderes Schuld, kann ich das zwar auch ausdrücken, aber recht schnell darüber hinweg gehen und dann eben versuchen, das beste heraus zu holen, was ich noch beeinflussen kann.
Beides funktioniert nicht, wenn ich selbst Schuld bin. Mein ganzer schöner Plan ist dahin, das zieht mich runter, das zieht andere runter und der einzige, der das hätte verhindern können, bin ich selbst. Eine kurze Nachfrage „Aber der Donnerstag ist noch frei, oder?“, ein kurzer Hinweis „Ich brauche dich am Donnerstag.“, ein kurzes Gespräch „Was planen wir diese Woche?“ – und schon finden sich andere Möglichkeiten. Und selbst wenn nicht, so bauen sich Hoffnung und Vorfreude wenigstens nicht über mehrere Tage auf, um dann in einer einzigen Wimpernschlag zunichte gemacht zu werden. Ich hasse das.
Was ein beliebter Satz in Social Media ist, würde ich am liebsten auf die ganze Woche anwenden. Einfach nochmal zurück auf Anfang, zurück auf Sonntag. Für den Montag plane ich keine anstrengende (wenn auch erfolgreiche) Kelleraktion, sondern eine schöne, fröhliche und Kraft gebende gemeinsame Unternehmung. Dadurch gestärkt, kann man am Dienstag den Keller entrümpeln, abends ein paar Gruselfilme ansehen – inmitten von Kisten und Krempel aus dem Keller – und den Krempel mittwochs entsorgen.
Und ich kann am Donnerstag ganz in Ruhe und für mich allein den für mich ja noch immer freien Tag nutzen, diese ereignisreiche, anstrengende und erfolgreiche Woche Revue passieren zu lassen – und zu genießen. Aber das Leben hat eben keinen zweiten Eingang. Manchmal kommt es anders.
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