Oscars 2021 – Die Prognose

Wer sollte, könnte, wird gewinnen? Meine Favoriten, Prognosen und Kommentare zu den Academy Awards.
Beitragsbild: Oscars 2021

2021 ist alles anders!

Die Oscars 2021 finden nicht nur zwei Monate später statt als geplant, auch die Kriterien wurden verändert. Dieses Jahr ist wirklich alles anders. Und so auch meine Vorhersage für die Academy Awards 2021. Nicht als aufeinander folgendes Stückwerk, sondern kurz und schmerzlos, also gewissermaßen das Gegenteil des zurückliegenden Jahres.

2020 war aus offensichtlichen Gründen kein Kinojahr. Und dementsprechend wird auch der wichtigste Filmpreis der Welt von Hollywood etwas anders ausfallen als sonst. Es gibt eine Kategorie weniger, aber trotzdem drei nominierte Filme mehr als im letzten Jahr. Die Anzahl derer, die ich davon vor der Bekanntgabe der Nominierungen gesehen hatte: 1.

Ein wahrer Oscar-Film-Marathon liegt nun hinter mir und wer sich auch nur ansatzweise so genau wie ich mit der Nominierungsliste befasst hat weiß: Das ist richtig anstrengend. Denn 2020 war nicht nur kein Kinojahr, sondern auch insgesamt kein Filmjahr. Auffällig: Kein einziger der 56 nominierten Filme thematisiert die sonst so allgegenwärtige Pandemie. Der Versuch der US-amerikanischen Filmindustrie, sich in eine schöne, heile, normale Welt zu flüchten? Die Mehrheit der Nominierten sind keine alten, weißen Männer oder Filme die von solchen handeln. Ob das nun daran liegen mag, dass die meisten Studios ihre ursprünglich geplanten Projekte mit den potenziell größten Erfolgsaussichten aus aktuellem Anlass verschoben haben? 
Aber wer hat nun den Oscar verdient? Wer wird ihn bekommen? Bei den Oscars 2021 gilt mehr denn je: Das muss nicht dasselbe sein.

Meine Recherchen, persönlichen Eindrücke von Filmen und Erfahrungen aus vergangenen Jahren ergeben meine Tippliste für die Oscars 2021. Dem vorangegangenen Filmjahr angemessen fallen meine Kommentare zu den einzelnen Kategorien dieses Mal deutlich kürzer aus. Trotzdem gibt es natürlich wieder ein paar Infos zur Vorbereitung auf die Verleihung oder Anreicherung von unnützem Wissen. Ich gebe zu, ich bin einigermaßen stolz auf meine Quote aus den letzten Jahren (jeweils 17 aus 24 2018 und 2019, 16 aus 24 2020), aber es würde zu diesem verflixten Jahr passen, wenn sie durch die Oscars 2021 ordentlich durcheinander geriete. In der Night of the Oscars sind wir schlauer!

Meine Prognose für die Oscars 2021

Mit einem Klick landet ihr auf einer ausführlicheren Begründung – ICYMI. Wie immer unterteile ich bei meiner Vorhersage in die Kategorien „wird“, „könnte“ und „sollte“ gewinnen (in Anlehnung an die Vorgehensweise mit der die Oscar-Gurus Gonzalez und Henderson in ihren Vorhersagen für Slant in diesem Jahr gebrochen haben). Und wie immer geschieht das ganz nach meiner subjektiven und absolut nicht fehlerfreien Meinung. Zum Mitraten, Kommentieren oder mir (unwahrscheinlicherweise) einfach nur Zustimmen kann man mir einfach schreiben. Ich freue mich wie immer auf Kommentare und Mails!

*nach „Film“ in alphabetischer Reihenfolge der Originalbezeichnungen.

Film (Picture):

Nominiert: Jesus And The Black Messiah / Mank / Minari / Nomadland / Promising Young Woman / Sound Of Metal / The Father / The Trial Of The Chicago 7

Eine der Neuerungen bei den Oscars 2021: Ab sofort werden immer genau acht (bisher bis zu zehn) Filme in dieser Kategorie nominiert. Damit wären im letzten Jahr gleich die Hälfte davon, nämlich vier Filme für mindestens zehn Goldjungen nominiert gewesen. Auf den ersten Blick ergibt das einen eindeutigen Favoriten für 2021. Mank heimst zehn Nominierungen ein, dahinter folgt ganz lange nichts und dann gleich mehrere Filme mit sechs Nominierungen.

Doch wenn man genauer hinsieht (und das meine ich nicht nur wörtlich), sieht die Favoritenrolle anders aus. Denn auch im letzten Jahr wurde keines der so häufig nominierten Werke auch als bester Film ausgezeichnet (eines ging sogar komplett leer aus). Stattdessen gewann ein Film, mit dem sich Publikum und Kritiken gleichermaßen anfreunden konnten. Nimmt man das als Blaupause für dieses Jahr, landet man unweigerlich bei Minari. Zu künstlerisch, kompliziert, politisch oder individuell sind alle anderen Kandidaten.

Blickt man aber auf die Historie der sonstigen Preisverleihungen in diesem Jahr, kommt man an Nomadland nicht vorbei. Er erfüllt gleich alle gerade genannten Attribute und ist dennoch (oder gerade deshalb?) absoluter Liebling bei Kritiken und Awards. Die Mischung ist geradezu perfekt. Eine großartige (nominierte) Hauptdarstellerin, eine nominierte Regisseurin, die auch für das Drehbuch nominiert ist und eine Story, in der die Grenzen zwischen Fiktion und Realität fließend zu sein scheinen. Letzteres wird noch dadurch verstärkt, dass der größte Teil des Casts ganz einfach sich selbst spielt.

Ich persönlich kann aufgrund der vielen Parallelen zu meinem Leben einen Film über Hörverlust und die (Neu-)Entdeckung von Geräuschen, Schwingungen und allen anderen Sinnen einfach nur feiern. Das dürfte aber der Academy egal sein.

Wird gewinnen: Nomadland
Könnte gewinnen: Minari
Sollte gewinnen: Sound Of Meta

Hauptdarsteller (Actor in a Leading Role):

Nominiert: Riz Ahmed (Sound Of Metal) / Chadwick Boseman (Ma Rainey’s Black Bottom) / Anthony Hopkins (The Father) / Gary Oldman (Mank) / Steven Yeun (Minari)

Um in dieser Kategorie beurteilen zu können, wer die wirklich beste schauspielerische Leistung abliefert, muss man selbst erst einmal einiges leisten (immerhin muss man sich durch gefühlte vier Stunden Mank kämpfen). Um einzuschätzen wer den Oscar holt jedoch nicht. Beim ersten Blick auf die Nominierungsliste, ohne einen einzigen der Spielfilme und Darsteller gesehen zu haben, war mir klar, worauf das hier hinausläuft. Hopkins und Oldman sind vielleicht in der Form ihres Lebens, und haben schon Oscars gewonnen. Riz Ahmed brilliert als Schlagzeuger mit Hörverlust und sorgt dafür, dass nicht nur mir dieser Film unter die Haut geht. Ein aufgehender Stern am Oscar-Himmel?

Als solchen könnte man Chadwick Boseman ganz sicher bezeichnen, wenn man sich seinen Karriereverlauf ansieht. Und das ausdrücklich nicht (nur), weil er im Erfolgsjahr des Black Panther bereits ein erstes Mal Oscar-Luft schnuppern durfte. Bedauerlicherweise war es aber eben auch das letzte Mal. Anders als er haben alle weiteren Nominierten auch nach den Oscars 2021 noch die Chance auf weitere Auszeichnungen. Die Chance einen Kollegen posthum zu ehren, lässt die Academy selten verstreichen. Für seine Nebenrolle in Da 5 Bloods wurde er nicht nominiert, damit hat Chadwick Boseman den Academy Award als bester Hauptdarsteller in der Tasche.

Wird gewinnen: Chadwick Boseman (Ma Rainey’s Black Bottom)
Könnte gewinnen: Chadwick Boseman (Ma Rainey’s Black Bottom)
Sollte gewinnen: Chadwick Boseman (Ma Rainey’s Black Bottom)

Nebendarsteller (Actor in a Supporting Role):

Nominiert: Sacha Baron Cohen (The Trial Of The Chicago 7) / Daniel Kaluuya (Judas And The Black Messiah) / Leslie Odom Jr. (One Night In Miami) / Paul Raci (Sound Of Metal) / Keith Stanfield (Judas And The Black Messiah)

Nachdem 2020 der jüngste und einzige bis dato unprämierte Nominierte (Brad Pitt) einer Riege alter weißer Männer den Oscar einheimste, sieht nicht nur die Nominierungsliste in diesem Jahr völlig anders aus. Es wäre durchaus möglich gewesen, dass sogar ein und derselbe nicht-weiße Schauspieler in ein und demselben Jahr mit beiden Schauspiel-Oscars ausgezeichnet wird. Dazu hätte es aber zumindest die Nominierung von Chadwick Boseman in dieser Kategorie gebraucht. Da die nicht-weißen Nominierten überwiegen (allein das ist eine explizite Erwähnung wert), könnten bei den Oscars 2021 die weißen Männer unter den Schauspielern tatsächlich leer ausgehen.

Leslie Odom Jr. spielt in One Night In Miami seine Kollegen in der Runde geradezu an die Wand. Und noch dazu singt und performt er seinen eigenen, ebenfalls nominierten Song selbst. Die Academy tendierte zuletzt dazu, in einem solchen Fall den Song zu prämieren und den Schauspiel-Oscar anderweitig zu vergeben. Daniel Kaluuya und Keith Stanfield sind in Judas And The Black Messiah Gegenspieler. Das könnte auch bei den Oscars für beide ein unglückliches Ende nehmen, wenn Uneinigkeit bei den Wahlberechtigten besteht, wer denn nun besser war. Doch bei den bisherigen Awards des Jahres fiel diese Entscheidung eindeutig aus (Stanfields Nominierung kam schon recht überraschend) und die übrigen Kandidaten sind einfach nicht stark genug, um vom möglicherweise dennoch leichten Stimmverlust für Kaluuya zu profitieren.

Wird gewinnen: Daniel Kaluuya (Judas And The Black Messiah)
Könnte gewinnen: Leslie Odom Jr. (One Night In Miami)
Sollte gewinnen: Leslie Odom Jr. (One Night In Miami)

Hauptdarstellerin (Actress in a Leading Role):

Nominiert: Viola Davis (Ma Rainey’s Black Bottom) / Andra Day (The United States vs. Billie Holiday) / Vanessa Kirby (Pieces of a Woman) / Frances McDormand (Nomadland) / Carey Mulligan (Promising Young Woman)

Dass die Oscars sich verändert haben und längst nicht mehr so sehr den Nerv und Zeitgeist des Publikums abbilden, wie das früher einmal gewesen sein mag, ist schon keine Neuigkeit mehr. Das erkennt man nicht zuletzt daran, dass Meryl Streep bei den Oscars 2021 schon zum dritten Mal in Folge nicht nominiert ist. Aber nicht nur wegen ihrer Oscar-Auszeichnungen sind auch Viola Davis und Frances McDormand Teil der absoluten Elite der Traumfabrik. Und so gehören beide auch hier zu den Favoritinnen, wenn man nach den Ergebnissen der bisherigen Award-Saison geht. Der SAG ging an Viola Davis, der BAFTA an Frances McDormand. Und der Golden Globe? Wer dort gewinnt gilt schließlich immer als sichere Wette auf den Goldjungen.

Die Nominierungsliste bei den Oscars ist exakt deckungsgleich mit der Drama-Kategorie bei den Golden Globes. Wenn man bedenkt, dass die dort in der Musical-Kategorie nominierte Marija Bakalowa bei den Oscars zwar als Nebendarstellerin eingestuft, aber eben nominiert ist, verwundert es schon, dass Rosamund Pike (Golden Globe als beste Hauptdarstellerin Musical/Komödie) gar nicht berücksichtigt wurde. So spricht vieles dafür, dass Andra Day nach dem Golden Globe auch den Oscar einheimst. Vieles, aber eben nicht alles. Denn die Oscars hatten eben schon immer ihre eigenen Gesetze. Die Academy hatte insbesondere auch bei den Darstellerinnen in den letzten Jahren manchmal eine andere Meinung als die internationale Presse-Jury der Golden Globes. Es wird ganz sicher ein enges Rennen, bei dem drei Preisträgerinnen viele Stimmen unter sich aufteilen (oder auch: sich gegenteilig stehlen) werden. Und vielleicht endet das damit, dass eine vierte gute Schauspielerin in der Award-Saison 2021 auch nicht leer ausgehen muss.

Wird gewinnen: Andra Day (The United States vs. Billie Holiday)
Könnte gewinnen: Carey Mulligan (Promising Young Woman)
Sollte gewinnen: Andra Day (The United States vs. Billie Holiday)

Nebendarstellerin (Actress in a Supporting Role):

Nominiert: Marija Bakalowa (Borat Subsequent Moviefilm) / Glenn Close (Hillbilly Elegy) / Olivia Colman (The Father) / Amanda Seyfried (Mank) / Yoon Yeo-jeong (Minari)

„Echt jetzt?“ Durchfuhr mich ein Gedanke, als ich an dieser Stelle der Nominierungsliste ankam. Ich musste wirklich Borat schauen! Gelohnt hat sich das vor allem, um mein Unverständnis darüber zu bestätigen, warum dieser Film eine Oscar-Nominierung oder gar Auszeichnung (oder gar zwei) verdienen könnte. Nun habe ich aber genug Worte darüber verloren und wir können uns endlich Glenn Close und dem Ende ihrer Oscar-Durststrecke widmen. Oder?

Ein Teil von mir hofft, dass sie endlich ihren Oscar bekommt. Ein anderer Teil hofft, dass es nicht ausgerechnet bei den Oscars 2021, einer unpersönlichen Zoom-Zeremonie und für eine Rolle ist, in der sie weder optisch noch charakterlich wiederzuerkennen ist (und für die sie auch noch für die Goldene Himbeere nominiert ist). Aber derartige Umstände haben die Academy noch selten aufgehalten. Ein Glück gibt es auch noch ernsthafte Gegenkandidatinnen, sodass die unendliche Geschichte ein weiteres Kapitel und womöglich auch ein würdigeres Ende bekommen könnte. Welche am Ende das Rennen macht? Für mich gibt ein Blick auf die sonstigen Awards in diesem Jahr den Ausschlag.

Wird gewinnen: Yoon Yeo-jeong (Minari)
Könnte gewinnen: Glenn Close (Hillbilly Elegy)
Sollte gewinnen: Yoon Yeo-jeong (Minari)

Animationsfilm (Animated Feature):

Nominiert: A Shaun The Sheep Movie: Farmageddon / Onward / Over The Moon / Soul / Wolfwalkers

Letztes Jahr gewann der beste Stop-Motion-Film, den ich bisher gesehen habe, keinen Oscar. Das diesjährige Shaun das Schaf-Sequel ist davon ebenso meilenweit entfernt wie von einem Oscar. Wie schon im letzten Jahr sind auch bei den Oscars 2021 wieder zwei Animationsfilme aus dem Hause Disney/Pixar in der Nominierungsliste. Doch die Chancen für eine Stimmteilung stehen schlecht, einer von beiden ist immerhin noch in zwei weiteren Kategorien nominiert und darüber hinaus der klar tiefgründigere Film. Da hilft es vermutlich auch nicht, dass die beiden disneyhaftesten Werke der Nominierungsliste gar nicht von Disney stammen: Netflix steuert mit Over The Moon Familienunterhaltung nach Art von Oben und Alles Steht Kopf bei und Wolfwalkers weckt in mir Erinnerungen an alte Zeichtrick-Meisterwerke, nicht zuletzt Dank der Song- und Musikauswahl.

Wird gewinnen: Soul
Könnte gewinnen: Over The Moon
Sollte gewinnen: Wolfwalkers

Kamera (Cinematography):

Nominiert: Judas And The Black Messiah / Mank / News Of The World / Nomadland / The Trial Of The Chicago 7

Das hier ist eine von zwei Kategorien, die Mank davor bewahren könnten, bei den Oscars 2021 dasselbe Schicksal zu erleiden wie The Irishman im Vorjahr und bei zehn Nominierungen leer auszugehen. Schwarz-Weiß-Filme waren schon immer sehr beliebt, wenn es darum ging, die Arbeit an der Kamera auszuzeichnen. Eine so offensichtlich sichere Wette wie 2020 gibt es jedenfalls diesmal nicht. Aber es gibt einen Film, den man einfach (ähnlich wie im letzten Jahr Parasite) als Academy-Liebling bezeichnen muss. Da kann es schon mal sinnvoll sein, wenn man sich nicht ganz sicher ist, einfach auf diesen zu setzen. Es hilft, dass die Kameraführung ein Hauptaspekt für die sehr eigenwillige, dokumentarische und unterschwellig auffällige (geht das überhaupt?) Stilistik von Nomadland ist.

Wird gewinnen: Nomadland
Könnte gewinnen: Mank
Sollte gewinnen: Nomadland

Kostümdesign (Costume Design):

Nominiert: Emma / Ma Rainey’s Black Bottom / Mank / Mulan / Pinocchio

Die Kombination aus so genanntem Kostümfilm und einer Nominierung für den besten Film ist in dieser Kategorie immer die sichere Wette. Doch nur ein einziger Film ist bei den Oscars 2021 zugleich für Kostüme und als bester Film nominiert. Mank hat sogar noch neun weitere Nominierungen, ist aber kein klassischer Kostümfilm. Ja, die Kostüme sind nostalgisch, was beliebt ist, bleiben aber im wahrsten Sinne des Wortes blass (pun intended). Der einzige klassische Kostümfilm in der Liste (Emma) hat schon durch diesen Status automatisch gute Chancen, taucht aber nur noch ein weiteres Mal (bei Makeup und Frisuren) in den Nominierungslisten auf. Ma Rainey’s Black Bottom ist insgesamt sechsmal nominiert, wenn auch nicht als bester Film. Die schauspielerischen Leistungen, von denen der Film lebt, werden von farbenfrohen, nostalgischen und sehr detailgetreuen Kostümen getragen. Insofern erfüllt er vielleicht von beiden wichtigen Faktoren keinen so ganz, aber die Kombination am besten. Vor dem Hintergrund, das der Kostümdesigner bereits über 90 Jahre alt ist, was emotional abstimmende Mitglieder beeinflussen könnte, habe ich damit einen Favoriten.

Wird gewinnen: Ma Rainey’s Black Bottom
Könnte gewinnen: Emma
Sollte gewinnen: Ma Rainey’s Black Bottom

Regie (Directing):

Nominiert: Lee Isaac Chung (Minari) / Emerald Fennell (Promising Young Woman) / David Fincher (Mank) / Thomas Vinterberg (Another Round) / Chloé Zhao (Nomadland)

Fünf Männer sind für die Oscars nominiert, obwohl eine Frau die eigentlich beste Regiearbeit abgeliefert hat. Was 2020 noch bittere Realität war, sieht bei den Oscars 2021 schon ganz anders aus. Erstmals sind zwei Regisseurinnen nominiert. Nomadland wird von den Kritiken gefeiert, ist Top-Favorit als bester Film und ganz nebenbei in weiteren Top-Kategorien nominiert. Unter anderem auch für das beste adaptierte Drehbuch, für das ebenfalls Regisseurin Chloé Zhao verantwortlich zeichnet.

Doch Moment! Es wäre nicht das erste Mal, dass jemand den Regie-Oscar eben nicht bekommt, weil es ja schon den für das Drehbuch gibt (Grüße an Quentin Tarantino). Allerdings wäre es auch nicht das erste Mal, dass das Komplettpaket aus Regie, Drehbuch und Film geschnürt wird. Letztes Jahr gelang das sogar bei einem internationalen Film. Die Chance hat Thomas Vinterberg nicht. Das und die geringe Wahrscheinlichkeit, dass gleich zwei Jahre in Folge die Regie eines internationalen Beitrags ausgezeichnet wird, sprechen ebenfalls für Chloé Zhao. 

Wird gewinnen: Chloé Zhao (Nomadland)
Könnte gewinnen: Lee Isaac Chung (Minari)
Sollte gewinnen: Chloé Zhao (Nomadland)

Dokumentation (Documentary Feature):

Nominiert: Collective / Crip Camp / My Octopus Teacher / The Mole Agent / Time

Der eine, einzige Film der gesamten Nominierungsliste, den ich schon vor deren Bekanntgabe gesehen hatte, stammt aus dieser Kategorie. Ausgerechnet, könnte man sagen. Es sagt viel darüber aus, wie gut ich vorhersehen konnte, welche Filme in diesem Jahr Chancen haben würden, bei den Academy Awards dabei zu sein. Und vielleicht genauso viel darüber, welche Filme ich ansonsten so ansehe.

Leider sagt es gar nichts darüber aus, wie gut meine  Fähigkeiten sind, vorherzusehen, wer in dieser Kategorie gewinnt. Die Doku-Kategorien sind wirklich gemein. Noch nie in allen Jahren Oscar-Prognosen konnte ich alle nominierten Dokumentationen vor der Verleihung ansehen. Da machen auch die Oscars 2021 keinen Unterschied. Aber es hilft ja nichts, ich nehme was ich bekomme.

Ein Glück werden die Obama-produzierten Dokus auf Netflix veröffentlicht. Nach dem Triumph gleich des ersten Projekts 2020 unterschätze ich dieses Jahr nicht mehr, was es bedeutet, dass sie hinter einer Produktion stecken. Ihre Beliebtheit allein reicht wohl kaum aus, aber sie schadet auch nicht, wenn der Film entsprechend gut ist. Und das ist Crip Camp. Ich bin wirklich froh, diese Doku gesehen zu haben, habe viel gelernt, gelacht, geweint. Und doch passt das Thema des Films nicht so recht zu dem Eindruck den die gesamten Nominierungen dieses Jahres bei mir hinterlassen.

Eine Familie von POC (People of Colour), die vom Justizsystem benachteiligt wird, über Jahre zu begleiten, scheint mir nach einem Jahr, in dem die Umstände des Todes von George Floyd eine weltweite Protest- und Solidaritätswelle auslösten, eine weit größere Chance zu bieten. Und weil das eben vor der eigenen Haustür stattfindet, ist womöglich nicht entscheidend, dass eine andere nominierte Doku es sogar in die Auswahl der besten internationalen Filme geschafft hat. Das war schon letztes Jahr so.

Wird gewinnen: Time
Könnte gewinnen: Crip Camp
Sollte gewinnen: Collective

Dokumentarischer Kurzfilm (Documentary Short):

Nominiert: A Concerto Is A Conversation / A Love Song For Latasha / Colette / Do Not Split / Hunger Ward

Ich habe kurz gezweifelt, mich dann aber entschieden, eine Aussage aus dem letzten Jahr zu kopieren: In manchen Kategorien hilft einem auch noch so viel Erfahrung jedes Jahr aufs Neue nicht weiter. Und die Königin unter ihnen ehrt den dokumentarischen Kurzfilm. Es bleibt schwierig bis unmöglich, alle nominierten Filme vorher anzusehen, aber Thema, Handlung, Umsetzung und bisherige Kritiken kann man ja trotzdem recherchieren. Ich gewähre einmal ganz genauen Einblick, wie ich meine Tipps in dieser Kategorie beschließe.

Hunger Ward und Do Not Split spielen im Jemen bzw. in Hong Kong, weit weg von den USA. A Love Song For Latasha weist erschreckende Parallelen zur Geschichte von George Floyd auf. Das passt in das diesjährige Nominierungsmuster. A Concerto Is A Conversation aber auch. Im Zwiegespräch erzählt ein Großvater seinem Enkel, wie er ihm durch harte Arbeit den Weg in ein besseres Leben bereitet hat. Genauer gesagt: Auf die Bühne der Oscars, für die Mitarbeit an einem ausgezeichneten besten Film. Beide sind POC. Diese Kombination hätte in der Vergangenheit fast immer für einen Oscar gereicht, in den letzten Jahren aber nicht mehr unbedingt.

Colette, den ich nicht gesehen habe, gilt bei den meisten Prognosen, die ich gelesen habe, als die sicherste Wette. Und jetzt? Um noch eine Aussage zu kopieren: „In den letzten Jahren habe ich mich deshalb auch immer wieder mal auf eine alte Weisheit unter Award-Prognostikern berufen: Wenn man keine Ahnung hat, im Zweifel immer auf den Film mit dem längsten Titel setzen!“ Letztes Jahr hat das (nicht zum ersten Mal) funktioniert.

Wird gewinnen: A Concerto Is A Conversation
Könnte gewinnen: Colette
Sollte gewinnen: Hunger Ward

Filmbearbeitung (Film Editing):

Nominiert: Nomadland / Promising Young Woman / Sound Of Metal / The Father / The Trial Of The Chicago 7

Nur weil es den Technik-Hattrick nicht mehr gibt, muss ich ja nicht aufhören, ein Fan davon zu sein. Und da ich sicher bin, dass Sound Of Metal beide Ton-Kategorien gewänne, wenn es sie noch gäbe, müsste ich ja eigentlich auch hier darauf setzen. Zumal der Bildschnitt und der Tonschnitt perfekt zusammenarbeiten, um ein außergewöhnliches Sounderlebnis zu erreichen. Mich persönlich berühren insbesondere diese Elemente des Films, weil ich sie als Hörgeschädigter nachvollziehen kann. Es gelingt eine Darstellung die sehr realistisch wirkt. Nicht zuletzt dem Zusammenspiel von Kamera und Schnitt hat es Nomadland zu verdanken, dass er wie eine hautnah mitgefilmte Dokumentation wirkt. Außerdem ist er das favorisierte Gesamtwerk in nahezu allen Kritiken. Insofern ist in einem ansonsten nicht wirklich starken Jahr die Konkurrenz in dieser Kategorie so groß, dass The Father, dem ich hier noch seine größten Chancen einräume, vielleicht bei den Oscars 2021 komplett leer ausgehen könnte.

Wird gewinnen: Sound Of Metal
Könnte gewinnen: Nomadland / The Father
Sollte gewinnen: Sound Of Metal

Internationaler Film (International Feature Film):

Nominiert: Another Round / Better Days / Collective / Quo Vadis, Aida? / The Man Who Sold His Skin

Das haben Sie jetzt davon! Minari, ausgezeichnet mit dem Golden Globe als bester fremdsprachiger Film, ist eine US-Produktion und als solche in dieser Kategorie nach deren Umbenennung nicht (mehr) aufgelistet. Es wäre wohl der legitime Nachfolger von Parasite. Doch so eindeutig die Sache bei den internationalen Filmen 2020 war, so offen ist sie bei den Oscars 2021. Nicht alle gab es für mich vor den Awards zu sehen, also fallen Recherchen und meine Erfahrungen mehr ins Gewicht. Zwei Filme sind gleich zweimal nominiert. Wenn das für die Wahlberechtigten ausschlaggebend ist (wer weiß schon, wie viele davon sich wirklich alle Filme ansehen?), dürfte Another Round vorne liegen. Nicht, weil eine gute Regie auch einen perfekten Film bedeutet, sondern weil Collective eben ein Dokumentationsfilm ist. Dass ein solcher eine Feature Film-Kategorie gewinnt, wäre eine große Überraschung. Bei meinen Recherchen lese ich aber auch immer wieder Quo Vadis, Aida? als Geheimtipp. Wenn sich die Mehrheit der Abstimmenden die Filme auch tatsächlich ansehen (ja, ich weiß, das ist zu hoffen), könnte sich an diesem Status bis zum Sonntagabend sogar noch etwas ändern.

Wird gewinnen: Another Round
Könnte gewinnen: Quo Vadis, Aida
Sollte gewinnen: Minari | Collective

Makeup & Frisuren (Makeup & Hairstyling):

Nominiert: Emma / Hillbilly Elegy / Ma Rainey’s Black Bottom / Mank / Pinocchio

Letztes Jahr war ich fassungslos über den Sieg von Bombshell. Dieses Jahr nehme ich das zum Anlass auf Hillbilly Elegy zu setzen. Aber wer meine Tipps in den letzten Jahren verfolgt hat, kennt auch meine Erfolgsquote in dieser Kategorie. Zuletzt schlugen viele Zeiger in Richtung Ma Rainey’s Black Bottom aus, obwohl schwitzende, verschmierte und unsauber geschminkte Gesichter eigentlich noch nie für einen Oscar gut waren. Die beste Leistung ist sowieso ohne Zweifel Pinocchio, das die fantastischen Figuren eben ganz klassisch mit Makeup und Frisuren zum Leben erweckt statt neumodisch mit tricktechnischen visuellen Effekten. Doch diese handwerklichen Meisterwerke in vermeintlich kleinen, noch dazu ausländischen Produktionen, haben die Academy noch nie beeindruckt, seitdem ich auf Oscar-Ergebnisse tippe. Aber wer weiß, vielleicht ist bei den Oscars 2021 eben wirklich alles anders…

Wird gewinnen: Hillbilly Elegy
Könnte gewinnen: Ma Rainey’s Black Bottom
Sollte gewinnen: Pinocchio

Soundtrack (Original Score):

Nominiert: Da 4 Bloods / Mank / Minari / News Of The World / Soul

Auch in dieser Kategorie gibt es mehr oder weniger festgeschriebene Regeln: Der Soundtrack der den Golden Globe gewinnt, holt ganz oft auch den Oscar. Die Academy zeichnet aber bevorzugt nominierte Personen aus, die bereits den Award holten oder wenigstens schon häufiger nominiert wurden. Bis 2020, als es Globe und Oscar für den Joker gab. Das und die erstaunliche Konstellation, dass unter den nominierten Songs keiner aus einem Disney-Film auftaucht, macht Soul zum klaren Favoriten. Schade für James Newton Howard, der nur darauf hoffen könnte, dass Trent Reznor und Atticus Ross sich ausgerechnet selbst die Stimmen klauen. Deren Arbeit im Animationsfilm hat aber so viel mehr Seele (ja, ich mache das mit Absicht), dass Mank wohl nicht das Zünglein an der Waage wird. So muss Howard wohl trotz neun Nominierungen und Arbeiten für Batman Begins und The Dark Knight (beide damals gar nicht nominiert) auf seinen ersten Oscar warten.

Wird gewinnen: Soul
Könnte gewinnen: News Of The World
Sollte gewinnen: Soul

Song (Original Song):

Nominiert: „Husavik (Hometown)“ (Eurovision Song Contest – The Story Of Fire Saga) / „Fight for You“ (Judas And The Black Messiah) / „Io sì (Seen)“ (La vita davanti a sé) / „Speak Now“ (One Night in Miami) / „Hear My Voice“ (The Trial Of The Chicago 7)

Kriterien für die Auswahl des besten Songs sind die Musik, der Text, die Bedeutung für und die Einbindung in den Film. Wäre das und nur das ausschlaggebend dafür, welcher Song auch ausgezeichnet wird, stünde die Geschichte von Fire Saga ernsthaft in der Liste der prämierten Filme bei den Oscars 2021. Vielleicht sogar noch eher mit Ja Ja Ding Dong als mit dem nominierten Lied. Eine spaßige Uptempo-Nummer hat aber schon ewig nicht mehr gewonnen. Und Husavik, das Lied über Heimat, Herkunft und Sehnsucht erwischt mich so unerwartet, dass es mir in einem wenig ernsthaften, eher albernen Film plötzlich Tränen in die Augen treibt. Gerade wegen der fremdsprachigen Textanteile. Der Golden Globe ging übrigens an einen Song, der sogar gar kein englisches Wort enthält und mich ebenfalls zu Tränen rührte. Das wahrscheinlichste Szenario ist aber, dass die Academy nach dem Beispiel vergangener Jahre den Song eines Künstlers prämiert, der auch in einer Schauspiel-Kategorie nominiert ist.

Wird gewinnen: „Speak Now“ (One Night in Miami)
Könnte gewinnen: „Io sì (Seen)“ (La vita davanti a sé)
Sollte gewinnen: „Ja Ja Ding Dong“ | „Husavik (Hometown)“ (Eurovision Song Contest – The Story Of Fire Saga)

Produktionsdesign (Production Design):

Nominiert: Ma Rainey’s Black Bottom / Mank / News Of The World / Tenet / The Father

Diese Kategorie bietet die größten Chance zur Ehrenrettung von Mank. Zehnmal in den Top 5 zu landen reicht eben nicht zwangsläufig auch für einen Oscar (Grüße an Martin Scorsese und das Team von The Irishman). In einem Film mit mehreren Zeitsprüngen, der noch dazu an Filmsets und in Produktionsstudios spielt, die Szenenbilder so zu gestalten, dass sie auch in schwarz-weiß detailgetreu, authentisch und stimmig wirken, ist dann aber doch der Rede wert. Und eben diese Handlungsorte erhöhen die Chance, dass sich die Mehrheit der Abstimmenden in einer starken Konkurrenz für diese Ausstattung entscheiden. Obwohl ich mich auch nicht beschwere, wenn ich mit dieser Einschätzung daneben liege und die Verantwortlichen von The Father dafür belohnt werden, dass sie mit dem Szenenbild die Story und Emotionen des Films ähnlich greifbar machen, wie das mit Bild und Ton bei Sound Of Metal gelingt.

Wird gewinnen: Mank
Könnte gewinnen: The Father
Sollte gewinnen: The Father

Animierter Kurzfilm (Short Film Animated):

Nominiert: Burrow / Genius Loci / If Anything Happens I Love You / Opera / Yes-People

Die Ausbeute beim Versuch, nominierte Filme in einer Kategorie vor der Verleihung anzusehen, war selten so enttäuschend wie bei den animierten Kurzfilmen vor den Oscars 2021. Ich muss mich fast komplett auf mein Gefühl und ein paar Teaser verlassen. Denn auch das Lesen anderer Prognosen ist in einer Kategorie wenig hilfreich. Deutlich mehr als in den meisten anderen kommt es auf persönlichen Geschmack an und nicht einmal (wie man annehmen könnte) Disney ist bei dieser Art des Films ein Erfolgsgarant. (Im Gegenteil!) Zuletzt kam es bei (kurzen wie langen) Animationsfilmen wieder deutlich mehr auf Handlung und Aussage an als auf die technische Umsetzung. In nur wenigen Minuten eine Geschichte zu erzählen, die konkreten Bezug zum Zeitgeschehen hat, eine dramatische Wendung enthält, schockt, zu Tränen rührt und auch noch den kritischen (gesellschafts)politischen Zeigefinger hebt, setzt dann so viele Häkchen, dass dieser Film mein Favorit ist.

Wird gewinnen: If Anything Happens I Love You
Könnte gewinnen: Burrow
Sollte gewinnen: If Anything Happens I Love You

Kurzfilm (Short Film Live Action):

Nominiert: Feeling Through, The Letter Room, The Present, Two Distant Strangers, White Eye

Normalerweise könnte ich für die Prognose bei den Kurzfilmen auch einfach Strohhalme ziehen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass es wirklich schwierig ist, die nominierten Filme in Deutschland überhaupt sehen zu können. Doch dieses Jahr habe ich Glück. Nicht, weil ich mehr Filme sehen kann als sonst. Aber einer von ihnen ist für mich der beste, den ich bei der gesamten Oscar-Recherche gesehen habe. Noch dazu legt er den Finger tief in eine Wunde, die für die USA im Zusammenhang mit dem gewaltsamen Tod von George Floyd im vergangenen Jahr noch einmal richtig schmerzhaft aufriss. Ich sage und finde nicht, dass deshalb alle anderen Kurzfilme egal oder unwichtig sind. In vielen anderen Jahren hätte ein vergleichbares Thema vielleicht auch „nur“ für eine Nominierung gereicht. Aber dieser Film ist bei den Oscars 2021 eine sichere Wette.

Wird gewinnen: Two Distant Strangers
Könnte gewinnen: Two Distant Strangers
Sollte gewinnen: Two Distant Strangers

Ton (Sound):

Nominiert: Greyhound / Mank / News Of The World / Soul / Sound Of Metal

Mein geliebter Technik-Hattrick ist dahin! Keine Kombination aus Filmbearbeitung und zwei Ton-Kategorien ist mehr möglich. Für Sound Of Metal kommt die Zusammenfassung der beiden Ton-Kategorien wahrlich zur Unzeit. Das heißt aber auch, dass ich etwas weniger raten muss, ob nun Schnitt oder Mischung für tollen Sound verantwortlich sind. Den Sound von Filmen außerhalb perfekt ausgerichteter Kinosäle zu beurteilen ist ohnehin schon schwierig genug. Weil aber einer der Filme sogar den Namen der Kategorie im Titel trägt und diesem auch alle Ehre macht, kann man es sich einfach machen. Und das auch zurecht. Wenn man den Film sieht und Geräusche nicht nur hört (oder eben nicht), sondern erlebt und geradezu spürt, will man aber auch, dass Sound Of Metal die Kategorie Ton bei den Oscars 2021 gewinnt. Wobei das in diesem Jahr, wie so häufig in der Vergangenheit, wahrscheinlich auch bei zwei Ton-Kategorien der Fall gewesen wäre. 

Wird gewinnen: Sound Of Metal
Könnte gewinnen: Soul
Sollte gewinnen: Sound Of Metal

Visuelle Effekte (Visual Effects):

Nominiert: Love And Monsters / Mulan / Tenet / The Midnight Sky / The One And Only Ivan

Zuletzt war in dieser Kategorie immer mindestens eine Realfilm-Adaption eines Disney-Zeichentrickklassikers nominiert. Ein Phoenix, der nur aus der Ferne gezeigt wird, dennoch mehr Ähnlichkeit mit einem Papierdrachen als mit einem Vogel hat und selbst dem Harry Potter-Franchise peinlich wäre, sollte aber eigentlich nicht für einen Oscar reichen. Aber seit dem Erfolg von The Jungle Book will ich mich eigentlich auf gar nichts mehr festlegen. Auch nicht darauf, dass lebensecht animierte Tiere zwar eine tolle Leistung, aber für eine Auszeichnung bei den Oscars 2021 einfach nicht innovativ genug sind. Sind Weltraumsequenzen auch nicht, aber sie sind erfahrungsgemäß beliebt(er) bei der Academy. Eigentlich ist das aber alles egal. Die Darstellung von Zeitumkehrung, Vermischung von Rückwärts- und Vorwärtsgeschehen, die ineinander greifen und skurril aber realisitisch zugleich aussehen ist eine Technik, die es in dieser Form bisher nicht gab und die (vielleicht zu) komplexe Story von Tenet überhaupt erst begreifbar macht.

Wird gewinnen: Tenet
Könnte gewinnen: The Midnight Sky
Sollte gewinnen: Tenet

Adaptiertes Drehbuch (Writing: Adapted Screenplay)

Nominiert: Borat Subsequent Moviefilm, Nomadland, One Night In Miami, The Father, The White Tiger

Diese Kategorie gab mir letztes Jahr einiges an Sicherheit dafür, dass ich das mit den Tipps auch in kniffligeren Fällen ganz gut hinbekommen kann. Auch wenn mein Favorit nicht gewann, so eben doch das Drehbuch, mit dem ich gerechnet hatte. Aber wenn ich jetzt schreibe, dass es dieses Jahr einfacher wird, vergrößert das natürlich auch die Fallhöhe. Es gibt aber eben einen klaren Favoriten, für mich persönlich, wenn man den Kritiken folgt und in der bisherigen Award-Saison. Auch in diesem Jahr habe ich die Drehbücher natürlich nicht gelesen. Ich orientiere mich an der Story (weshalb die Adaptions-Kategorie für mich immer die schwierigere ist) und den Ergebnissen der vergangenen Jahre und bisherigen diesjährigen Awards. Und dann scheint die Vorhersage doch recht einfach zu sein. 

Wird gewinnen: Nomadland
Könnte gewinnen: One Night In Miami
Sollte gewinnen: Nomadland

Orginaldrehbuch (Writing: Original Screenplay)

Nominiert: Judas And The Black Messiah / Minari / Promising Young Woman / Sound Of Metal / The Trial Of The Chicago 7

Bei den Oscars 2021 könnte sehr eng mit der Auszeichnung für die beste Hauptdarstellerin verknüpft sein, welches Originaldrehbuch ausgezeichnet wird. Die Erfahrung der letzten Jahre hat gezeigt, dass die Drehbuch-Kategorien auch dazu genutzt werden, Filme zu „entschädigen“, die in anderen Kategorien nicht ausgezeichnet werden. Gleich zwei der fünf oben stehenden Filme hätten keinen Oscar in einer anderen Kategorie, wenn meine Prognose zuträfe. Höchstwahrscheinlich stünde also mindestens einer ohne Goldjungen da. Stimmen viele für Andra Day als beste Hauptdarstellerin, könnten sie hier ein Zugeständnis an Promising Young Woman machen, weil dessen Hauptdarstellerin leer ausgeht. Wenn ich also tippe, dass sie den Oscar holt, ergibt sich daraus meine Prognose hier. Denn ähnlich nah dran, in einer anderen Kategorie einen Oscar zu gewinnen, ist The Trial Of The Chicago 7 (Golden Globe für das beste Drehbuch) eigentlich nirgendwo. Derartige „Ausgleichs“-Szenarien außer Acht gelassen, gibt es aber eigentlich nur eine logische Wahl in der meiner Meinung nach dieses Jahr schwächeren der beiden Schreibkategorien (ja, trotz Borat und Golden Globes). Ein Drehbuch-Oscar für Minari passt nach den Ergebnissen von 2020 auch einfach ins Bild.

Wird gewinnen: Promising Young Woman
Könnte gewinnen: The Trial Of The Chicago 7
Sollte gewinnen: Minari

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Beitragsbild: Pixabay / Manuel Fuß

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