Urlaub ist, wenn man Freiheit erlebt vom Alltag, sich vom Stress des Lebens ein wenig zu erholen versucht und eben andere Dinge erlebt, als gewöhnlich.

Oder aber, wenn man ganz gezielt versucht Dinge zu erleben, die man früher als alltäglich und gewöhnlich angesehen und wahrgenommen hat, die sich aber durch die Veränderungen, die das Leben mit sich bringt, nun zu etwas außergewöhnlichem, nicht alltäglichen gewandelt haben. So wie es mir in Köln erging. Kaum war ich ein paar Stunden da, kamen anrufe und Nachrichten auf mein Handy, wie lange ich denn bleiben, was ich planen würde und ob ich auch mal Zeit für einen Kaffee, ein Abendessen ein paar gesellige Momente hätte. Kein schlechtes Gefühl, zumal auch das ganz sicher einen Unterschied macht zu der Zeit in der ich hier gelebt habe. Kein Wunder, schließlich bin auch ich dann Teil des Alltags und der Normalität geworden. Nun ist meine Anwesenheit in Köln abseits der Norm. Das wird mir aber erst jetzt so recht bewusst.

Dennoch ist bemerkenswert, wer sich so meldet und zu wem ein Kontakt entsteht. Nicht alle diejenigen, die zu der Zeit in der ich hier wohnte mein Umfeld ausmachten, melden sich auch jetzt. Trotzdem ist das eher ein positives Gefühl. Es bestärkt mich in meiner Einschätzung, dass wohl vor allem ich selbst vielleicht nicht kritisch genug war, bei der Auswahl meines Umfeldes, der Menschen mit denen ich Zeit verbringe, denen ich vertraue. So trennt sich die Spreu vom Weizen, oder, etwas weniger martialisch ausgedrückt, gute Freunde von guten Bekannten und diese wiederum von Bekannten.
Schon der erste Tag zeigt diese Unterscheidung ganz deutlich. So habe ich in Köln nun keine feste Unterkunft mehr, meine alte Wohnung steht leer, es gibt kein Licht, keinen Kühlschrank und auch sonst nichts, dass sie wirklich bewohnbar für mich macht. Also bin ich darauf angewiesen bei mir wohlgesinnten Menschen Unterschlupf zu finden. Schon sehr früh muss ich mir darum keine Gedanken machen und ich kann unbeschwert meine Zeit in Köln genießen.

Beim Abendessen und guten Gesprächen mit Freunden, einem Stadtbummel oder einem Ausflug ins nahe gelegene Bergische, wo ich Pippin treffe, nach Jahren zum ersten Mal. Nicht ahnend, wie hilfreich dieser Besuch im Nachhinein für mich sein würde. Auch ein Besuch in der Bar, die ich, trotz deutlich zurückgegangener Besuche in den letzten Monaten, auch vor meiner Abreise, als Stammlokal bezeichnen würde, ist noch drin. Kölsch vom Fass schmeckt eben in Köln gleich noch mal anders als in Berlin, obgleich man es da bekommt.
Doch dieser Besuch zeigt mir zugleich auch wieder, was der Grund ist dafür, dass mich mein Lebensweg nun in eine andere Stadt geführt hat. Ich spüre hier die vielen großen und kleinen Veränderungen, die sowohl die Stadt, als auch die Lokale, Menschen, mein Umfeld aber auch ganz besonders ich mitgemacht haben. Für mich ist die Anwesenheit hier nun ein ganz anderes Selbstverständnis als noch vor wenigen Wochen. Sehr spärliche Ausgehversuche in Berlin haben ausgereicht, um das Aben(d)teuer einer Kölner Bar doch deutlich kleiner wirken zu lassen. Die Menschen die ich hier antreffe, kenne ich nicht alle, aber doch ein paar, man begrüßt sich kurz, tauscht Befindlichkeiten aus und dann widme ich mich wieder meinem Kölsch. Serviert übrigens von jemandem, dessen Anwesenheit hinter der Theke noch vor Wochen undenkbar gewesen wäre. Für mich selbst jetzt noch. Ja, die Dinge ändern sich. So bin ich nicht sicher, ob diese Bar, vor nicht allzu langer Zeit beliebtester Treffpunkt meines Bekanntenkreises, bei meinem nächsten Besuch in der Domstadt noch einmal zu meinen Zielen gehören wird.

Der Tag des Aufbruchs kommt unweigerlich und ich beschäftige mich während der gesamten Fahrt immer wieder mit den Gedanken, die ich hier nun zum Ausdruck bringe. Das Leben verändert sich. Und ich mit ihm. Und so philosophisch das nun grade klingen mag, die Kunst ist wohl, genau das normal und gewöhnlich zu finden. Keine Alltäglichkeit als Selbstverständnis hinzunehmen und sich von keiner Veränderung die Beständigkeit nehmen zu lassen. Denn so kann man jeden Tag Urlaub machen!

>> Eine Reise gleicht einem Spiel. Es ist immer etwas Gewinn und Verlust dabei – meist von der unerwarteten Seite. <<

Johann Wolfgang von Goethe

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