Die Frage nach der Lieblingsfarbe habe ich schon oft im Leben gestellt bekommen und ganz sicher auch schon einige Male beantwortet. Aber so richtig festlegen kann ich mich da nicht.
Beitragsbild: Was ist deine Lieblingsfarbe?

Es ist nicht wirklich eine drängende Frage, mit der ich mich tagtäglich auseinandersetze. Und dennoch spielen Farben ja eine sehr wichtige Rolle in unserem Leben. Sie sind Signale für ganz bestimmte Dinge und wir verbinden bestimmte Gefühle mit dazugehörigen Farben. Marken machen sich diese Gedanken und Gefühle bei der Farbwahl zu nutze. Oder versuchen es wenigstens. Ein Thema, das ebenso oberflächlich wirkt wie ganz schön viel psychologisch tiefgehenden Interpretationsspielraum bietet.

Lieblingsfarbenspiele

Es gibt Menschen, die können manche Farben nicht gut voneinander unterscheiden und sowieso sehen wir alle Farben nicht wie irgendjemand sonst. Sondern eben nur mit unseren eigenen Augen. Insofern ist es nicht erstaunlich, dass wir auch alle verschiedene Lieblingsfarben haben. Wir denken etwas anderes, wenn wir das Wort „Blau“ hören, oder „Rot“. Nämlich an unterschiedliche Nuancen dieser Farben. Es gibt eben nicht DAS Blau und DAS Rot. Damit fangen die Schwierigkeiten für mich so richtig an.

Wenn das Gespräch auf Farben und meine persönliche Lieblingsfarbe kommt, gerate ich schnell ins Stocken. Was ist meine Lieblingsfarbe? Woran erkenne ich die? Ich mag gelbe Herzen und verschicke auch gerne gelbe Herzen als Emojis. Aber gelb ist nicht meine Lieblingsfarbe. Oder? Farben, die ich mag, wurden im Laufe meines Lebens von gelben Herzen inspiriert, von meinem Lieblingsverein, den Hogwarts-Häusern, klarem, strahlenden Weiß und Mamas Lieblingsfarbe. Da ist es schon wieder, dieses Wort. Wieso hat man überhaupt eine Lieblingsfarbe? Wieso braucht man überhaupt eine Lieblingsfarbe?

Jeder Mensch hat eine Lieblingsfarbe!

Wenn ich heute gefragt werde, fällt mir die Antwort leicht: Ich habe keine Lieblingsfarbe. Hin und wieder ist die Reaktion eine Aussage, die ich auch als Kind oft gehört habe. „Jeder Mensch hat eine Lieblingsfarbe!“ Ist das so? Bin ich die Ausnahme zur Bestätigung der Regel? Ich habe so meine Zweifel. Aber als Kind habe ich dann oft mit „Weiß“ geantwortet. Es ist klar, hell, rein, strahlend. Auf einer weißen Fläche hat man die Chance, alle anderen Farben ganz unverfälscht zur Geltung zu bringen. Das war aber auch wieder nicht richtig.

Warum? Wer sagt das? Das ist einfach. Sarah aus der 3b. Aber vielleicht wusste sie ja damals schon mehr als ich heute. Schließlich bin ich kein Experte in Farbenlehre (offensichtlich nicht, ich habe ja nicht mal eine Lieblingsfarbe). Also habe ich die Frage nach der Lieblingsfarbe eben beantwortet. Man konnte ja auch das Feld in den Freundschaftsbüchern nicht einfach leer lassen. Und wenn „Weiß“ keine Farbe ist, musste ich mir eben etwas anderes überlegen.

Lieblingsfarbe. Was bedeutet das überhaupt?

Wörtlich könnte das ja eigentlich die Farbe des Lieblings sein. Das passt zu einem Lied, das wir oft gesungen haben, als ich ein Kind war. Alle Kleider und sonstigen Dinge, die man so hat, haben eine bestimmte Farbe, weil mein Liebling einen bestimmten Beruf hat. Also beispielsweise „grün“ für Jäger, „weiß“ für Bäcker oder „schwarz“ für Schornsteinfeger. (Letzteres ist aber schwieriger zu singen, weil es nicht gut ins Versmaß passt). Abgesehen davon, dass mir schon für einige Farben kein Beruf einfällt, hilft mir das auf der Suche nach meiner Lieblingsfarbe aber auch nicht weiter. Oder welche Farbe tragen Linguist:innen?

Und trotzdem ist an der Aussage des Liedes vielleicht etwas dran. Als kleineres Kind hatte ich eigentlich immer zwei Farben zur Auswahl: Grün, die Farbe meines Lieblingsvereins und Blau, die Lieblingsfarbe meiner Mutter. Aber irgendetwas kam mir seltsam daran vor, das nach diesen Kriterien zu entscheiden. Es fühlte sich irgendwie nicht richtig an, das als Grund dafür zu nennen. Sollte es nicht so sein, dass ich einfach die Farbe schön finde?

Welche Farben finde ich schön?

Genauso, wie es eben bei zwei unterschiedlichen Menschen wahrscheinlich keine zwei komplett identischen Vorstellungen von der Farbe „Blau“ gibt, hängt auch die Einschätzung, ob eine Farbe als „schön“ empfunden wird, von der Nuance ab. Und manchmal sogar davon, wie sie eingesetzt wird. Die Kombination aus Dunkelblau und Sonnengelb fand ich als Kind zum Beispiel einfach klasse! Edel, elegant – und aus irgendeinem Grund dennoch selten. Manche Farben finde ich besonders für Kleidungsstücke schön, andere wiederum bei Möbeln, Blumen oder Weihnachtsdekoration.

Welche Farben ich mochte, wurde später erstaunlicherweise inspiriert von Harry Potter: Smaragdgrün, weil Professor McGonagall Umhänge in dieser Farbe getragen hat. Ich fand so ein schönes, dunkles grün wirklich immer schon schön. Aber das gilt auch für andere Farben und ihre Töne: „Weinrot“ habe ich früher immer gesagt. Inzwischen weiß ich, dass es eben so viele verschiedene Weinfärbungen wie -Geschmäcker gibt. Aber auch ein tiefes, dunkles Blau konnte ich mir schon immer gern ansehen. Gelb als Farbe fand ich eigentlich nie besonders beeindruckend. Und dann begann meine Zeit in Hogwarts.

Die magische Welt der Farben

Ganz so einfach ist es nicht, denn die Zeit eines jeden Menschen in Hogwarts beginnt natürlich in dem Moment, in dem er zum ersten Mal gemeinsam mit Harry Potter im Buch „Der Stein der Weisen“ die sagenumwobenen Gründe des legendären Schlosses betritt. Oder eigentlich befährt, schließlich gelangt er auf einem Boot dorthin. Aber ich schweife schon wieder ab. Aber „meine“ Zeit in Hogwarts begann selbstverständlich mit der Zuteilung zu einem der vier Häuser der Schule für Hexerei und Zauberei. Jahrelang war ich ein Fan von Gryffindor und auch irgendwie innerlich überzeugt, dass dies ja das einzige wahre beste Haus sei. (Wer die Bücher gelesen hat wird wissen, dass das ganz bestimmt weder ein Einzel- noch ein Zufall ist.)

Doch irgendwann wurden die Geschichten komplexer, die Bedeutung der Häuser, ihrer Gründer:innen und (ehemaligen) Schüler:innen klarer. Auf Pottermore konnte man einen Zauberstab finden (bzw. sich von ihm finden lassen), entdecken, welches Tier der eigene Patronus ist und eben auch herausfinden, ich welches der vier Häuser man gehört.* Ich gehöre nach Hufflepuff, war sofort einverstanden, Gryffindor war mir zu offensichtlich, Slytherin passt nicht zu mir (auch wenn ich inzwischen die Meinung vertrete, dass die Grundtugenden dieses Hauses sehr ehrbar sind) und Ravenclaw, nun ja, hatte einfach die falschen Farben. Blau und Silber. Moment? Blau mochte ich doch? Ja, aber eben dunkles Blau, das hier ist eher ein kräftiges Mittelblau und die Kombination mit Silber gefällt mir ohnehin nicht.

Ein Herz für Gelb und gelbe Herzen

Und Hufflepuff? Das ist doch gelb! Noch dazu gelb-schwarz (als Fußballfan versteht man sofort, warum das problematisch sein könnte). Aber ja, irgendwie gefiel mir das sofort besser als Ravenclaw. Und dann: Auftritt Newt Scamander. Ein neuer Protagonist, im Haus Hufflepuff, mir viel sympathischer und näher als es der eigentlich zum Haus-Helden auserkorene Cedric Diggory jemals war. Liebe zu Tieren, kreativer Freigeist und ein bisschen (oder auch ein bisschen mehr) seltsam in den Augen aller anderen Menschen. Nur um sicherzugehen: Damit beschreibe ich Newt Scamander. Aber ja, das passt durchaus auch zu mir.

Und all das verbinde ich eben heute mit der Farbe gelb. Finde ich übrigens immer noch nicht besonders schön. Mein Verhältnis zu gelb ist durchwachsen. Die Minions sind gelb und toll, den Simpsons konnte ich nie besonders viel abgewinnen. So kann man das beschreiben. Warum Emojis unbedingt gelb sein müssen, habe ich nie verstanden. Und ich finde sie auch nicht besonders schön so. Weil Hautfarbe dabei keine Rolle spielt, verschicke ich trotzdem grundsätzlich gelbe Emojis. Und eben gelbe Herzen.

*Ich erkläre jetzt hier nicht die Welt von Harry Potter. Aber es lohnt sich wirklich, sie kennenzulernen. Hierfür empfehle ich (neben den Büchern, logischerweise) zum Beispiel den Podcast Potter’s Plotters auf Spotify.

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Beitragsbild: Mahbod Akhzami/unsplash.com / Manuel Fuß