Hiermit widerspreche ich allen AGBs. Vor allem meinen eigenen! Hilft bestimmt… nicht!Gestern habe ich eine Prüfung in Medien- und Onlinerecht geschrieben. Das war zum einen der Grund dafür, warum ich letzte Woche keine Zeit für einen Beitrag gefunden habe. Zum anderen gibt es einen direkten Zusammenhang zwischen dem, was ich in diesem Bereich gelernt habe, und dem akuten Anflug von Fassungslosigkeit der sich in mir breit machte und immer noch macht, wenn ich diese Widerspruchs-Kettenbriefs-Welle auf Facebook beachte.
Der Versuch, sie nicht zu beachten, scheiterte spätestens daran, dass wirklich auch der hinterletzte Desinteressierte in meiner Freundesliste nicht umhin konnte, alle diejenigen zu verspotten, die nicht widerstehen konnten, den Widerspruch doch einfach mal zu teilen. Nein, halt, nicht einfach nur teilen. Kopieren und einfügen und dann selber posten. Was ich generell von diesen Ketten-Posting-Geschichten halte, erwähnte ich kürzlich. Aber man weiß ja schließlich nie, wozu es doch gut sein könnte. Doch, weiß man. Zu gar nichts, außer der Erhöhung von Reichweite und Verbreitung von Beiträgen auf – wir ahnen es – Facebook! Ja, genau, der hauptsächliche Nutznießer dieser Widerspruchs-Kampagne ist derjenige, dem man da gerade widersprochen hat: Facebook. Nicht zuletzt auch Dank der ach so furchtbaren AGB. Und ja, es heißt AGB. Nicht AGBs. Allgemeine Geschäftsbedingungen – oder hat jemand schonmal was von Allgemeinen Geschäftsbedingungens gehört? Wenn es in der Abkürzung denn schon der Plural sein muss, dann doch bitteschön auch konsequenterweise AGBen. Oder formulieren jetzt alle ihren Widerspruch, passend zum Plural-s dann auch noch auf Englisch? Na auf diese Wortschöpfungen bin ich ja mal gespannt.
Ein Gutes hat diese ganze neue, oder, sagen wir, nach einigen Monaten wiederholt und verstärkt aufgekommene Widerspruchswelle natürlich aber doch. Sie trennt wunderbar die Spreu vom Weizen. Noch viel mehr, als viele andere Kettenpostings, Gruppennamen, Memes und wie sie alle heißen. Man kann wirklich wunderbar erkennen, wer sich mit dem Angebot, dass er da gerade ganz freiwillig nutzt, wirklich auseiandergesetzt hat. Und wer einfach mal so mir nichts dir nichts im Tal der Ahnungslosen herumtanzt, in der Hoffnung, dass schon alles, dem man nachträglich oder vorsorglich zustimmt, nachtrauert oder widerspricht – am besten noch im (weiterhin) genutzten Medium selbst – auch dann nach den Idealvorstellungen verläuft. Und man kann eben genauso wunderbar erkennen, wer sich von der Armee der Ahnungslosen nicht weiter ärgern lässt. Ab heute wird zurückgeärgert!
Umso mehr mit Stolz und Zuversicht erfüllt mich das, was ich schon gestern erfreut feststellen durfte:
Dass ich schon (mindestens) 874238732146 (Zahl geschätzt, Anm. d. Autors) mehr oder weniger witzige Kommentare über die so zahlreichen AGB-Widersprüche gelesen habe, aber noch keinen einzigen AGB-Widerspruch.
Das lässt nur einen Schluss zu: Entweder habe ich die richtigen Freunde oder Facebook die richtigen Algorithmen. Irgendwie jetzt beides kein Grund zum Widerspruch.
Eine wirksame Methode gibt es da aber natürlich doch. Auch in den neuen Bestimmungen wurden bisher keinerlei mir bekannte Hinweise darauf gefunden, dass Menschen von Facebook zum Verbleib gezwungen würden. Es steht also weiterhin jedem frei, ein Geschäftsmodell, dass den persönlichen Vorstellungen nicht entspricht, einfach nicht in Anspruch zu nehmen. Facebook war, ist und wird auch in Zukunft eine Firma sein, die ihre Umsätze aus den Beiträgen ihrer Nutzer generiert. Den meisten (Achtung, Kalauer) gefällt das! Und wem das nicht passt, der kann ja gehen…